FAQ

Der Deutsche Sauna-Bund e.V. ist der weltgrößte Verband der Saunabranche. Er verfolgt das satzungsgemäße Ziel, den Gedanken des Saunabadens in Deutschland zu verbreiten. Das Dienstleistungsangebot des Verbands umfasst unter anderem die Zertifizierung von Saunen, Beratungen und Analysen, ein umfangreiches Newsletter Angebot und die Akademie für Aus- und Fortbildung. Unsere Mitarbeiter und die Referenten der Akademie vereinen ein umfangreiches Saunawissen. Die häufigsten Fragen, zu medizinischen und praxisnahen Themen, haben unsere Experten für Sie beantwortet.

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  • Asthma

    Wie vertragen Asthmatiker die Sauna?

    In der trockenen Wärme der Sauna entspannt sich unter der Einwirkung der warmen Atemluft die Bronchialmuskulatur. Das wirkt genau der Verkrampfungsbereitschaft entgegen, die zu den Anfällen führt. Aber nicht nur, dass ein Asthmatiker beim Saunabad keinen Anfall bekommt, allgemein geht die Anfallbereitschaft im Verlaufe der Sauna-Benutzung zurück. Hier spielt sicher einer Rolle, dass beim richtig durchgeführten Saunabad die Nebennierenrinden zur Hormonabsonderung angeregt werden. Auch die Umstimmung im vegetativen Nervensystem wirkt sich dabei günstig aus.

    Wie namhafte Mediziner an Asthmatikern in der Sauna untersuchten, bessern sich die messbaren Atemgrößen bei diesen Patienten erheblich.

    Für den Asthmatiker, der zu Infektionen der oberen Atemwege neigt, ist die abhärtende, infektverhütende Wirkung regelmäßigen Saunabadens von großer Bedeutung.

    In diesem Zusammenhang sind auch Patienten zu erwähnen, die z.T. aus berufsbedingten Umständen an einer chronischen Bronchitis leiden oder zu ihr neigen. Ihnen nutzt die erhebliche Steigerung der Blutversorgung der Atemwege ebenso wie die Hebung der allgemeinen Abwehrlage. Da sich ihr Zustand oft unter Kälteeinwirkung verschlechtert, ist für sie das beim Saunabaden erzielte Reaktionstraining gegen Kälte besonders hilfreich.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Atemwege & Saunaluft

    Ist die heiße Saunaluft für die Atemwege schädlich?

    Die im heißen Saunaraum eingeatmete Luft hat je nach Körper­haltung und Wahl der Saunabank eine Temperatur zwischen 70 und 90 Grad. Da ist die Frage von manchem Saunaanfänger schon berechtigt, ob so heiße Luft nicht den Atemwegen schaden könne, auch wenn er nicht gleich an Siegfried Lenz denkt, der in seiner Erzählung über die Erstbekanntschaft mit dem finnischen Heißluftbad zu verspüren meinte, man habe ihm beim Betreten der Sauna „einen glühenden Pfahl in die Luftröhre gestoßen". Wenn die Luftfeuchtigkeit in der Kabine nicht viel zu hoch ist, ist die Wirkung auf die Atemwege nicht so dramatisch. Außerdem kommt unser Körper mit solchen Bedingungen gut zurecht.

    Die Atemwege des Menschen verlaufen von der Nase über den Rachen in die Luftröhre, die sich in die Hauptbronchien der rechten und linken Lungenhälfte aufteilt. Ähnlich einem Baum verzweigen sie sich dort in immer kleiner werdende Äste, Bronchiolen genannt, bis hin zu den Alveolen, die als luftgefüllte Bläschen dem Blattwerk entsprechen. In den dünnen Wänden der Alveolen findet dann schließlich der lebenssichernde Gasaustausch von Sauerstoff gegen Kohlendioxyd mit dem Blut statt.

    Sowohl bei kalter als auch bei warmer Außenluft hat der Körper nun das Be­streben, die eingeatmete Luft seiner Innentemperatur anzupassen. Dabei haben die Schleimhäute der Atemwege, die reich mit Drüsen und Blutgefäßen versehen sind, eine große Bedeutung. Die an der Schleimhaut vorbei­ streichende Luft wird durch das wasserhaltige Sekret der Drüsen angefeuchtet und durch das dichte Blutgefäßnetz auf Körperinnentemperatur angewärmt oder abgekühlt. Dies geschieht ebenfalls beim Einatmen der heißen Saunaluft. Die Durchblutung der Schleimhäute ist dabei bis zum Siebenfachen gegenüber dem Zustand bei normal temperierter Luft gesteigert, und die aufgenommene Wärme kann so wirkungsvoll in das „kühlere" Körperinnere abgeführt werden. Solch ein Wärmetransport geschieht bekanntlich auch im ganzen Hautorgan, und als Folge davon steigt die Temperatur im Inneren des Körpers um 0,5 bis 1 °C an, was als leichte Hyperthermie (Überwärmung) anzusehen ist.

    Außerdem konnte bei Untersuchungen in der Tschechoslowakei experimentell nachgewiesen werden, dass im Saunaraum die Schleimabsonderung in der Nasenhöhle deutlich vermehrt ist. Und dies geschieht sowohl bei Atmung durch die Nase als auch durch den Mund. Der manchmal zu hören­den, pauschalen Behauptung, in der Sauna würden die Atemwege austrocknen, steht dieses Ergebnis klar gegenüber. Aufgrund der hervorragenden Anpassungsleistungen unseres Körpers braucht also niemand zu befürchten, die heiße Saunaluft könne ihm beim Einatmen schaden. Dies gilt im Übrigen auch für den Wechsel zur Abkühlphase mit manchmal recht frostiger Luft.

    Im Gegenteil zu etwaigen Bedenken ist es sogar so, dass die thermischen Reize auf die Schleimhäute die Abwehrmöglichkeiten unseres Körpers bei Infektionen der oberen Atemwege verbessern. Bei einer Auswertung des erwähnten tschechoslowakischen Versuches wurde nämlich ermittelt, dass mit der verstärkten Schleimabsonderung ein bedeutsamer Anstieg von Abwehrstoffen (Immunglobin-A) verbunden ist. Das Resultat wurde von den Wissenschaftlern als Grund für die Tatsache angesehen, dass saunabadende Personen sich als widerstandsfähiger gegen Atemwegsinfekte erweisen. Hinzugefügt wird von Sauna-Experten, dass die Blutgefäße in den Atemwegsschleimhäuten aufgrund der wechselnden Temperatureinflüsse des Bades anpassungsfähiger im Sinne von Abhärtung werden.

    Saunabäder bei Erkrankungen der Atemwege

    Die nachweisliche Verminderung der Anfälligkeit für Infekte ist der Hauptgrund, warum Menschen regelmäßige Saunabäder empfohlen werden, die an chronischer Bronchitis, Asthma und Neigung zu wiederkehrenden Bronchialkatarrhen leiden. In etlichen Sanatorien und Krankenhäusern wurde die Sauna deshalb in das therapeutische Programm mit aufgenommen. Darüber hinaus trägt die Wärme der Saunaluft zur Entspannung der Bronchialmuskulatur bei und übt so eine krampflösende Wirkung auf die Atemwege aus. Sogar eine dauernde Verbesserung der Atmung bei Asthmatikern konnte bei der therapeutischen Anwendung der Sauna beobachtet werden. Bei den vielen tausend Saunabädern von Asthmapatienten unter ärztlicher Betreuung wird in der vorliegenden Literatur nicht davon berichtet, dass ein Patient einen Anfall bekommen hätte. Andererseits soll nach einem Asthmaanfall einige Tage bis zum nächsten Saunabad gewartet werden.

    Auf einen weiteren Aspekt von Saunabädern im Rahmen einer Asthmatherapie macht der langjährige ärztliche Direktor eines Kinderkrankenhauses auf der Nordseeinsel Norderney, Prof. Dr. Wolfgang Menger, aufmerksam, der mehr als zehntausend Saunabäder von asthmakranken Kindern ärztlich überwachte: „Darüber hinaus ist der Einfluss auf die Psyche hoch einzuschätzen. In ihrer Vorstellung ist es etwas Besonderes, wenn man an einem Saunabad teilnehmen kann. Sie haben damit eine Bewährungsprobe erfolgreich bestanden und fühlen sich bestärkt. Gesundheitspflege und Gesundheitserziehung gewinnen zunehmend an Bedeutung. So sollen unsere Kinder mit Asthma bronchiale, wie auch mit endogenen Ekzemen, die Überzeugung gewinnen, dass sie für ihre Gesundheit selbst einen Beitrag leisten müssen".

    Bei der starken Erwärmung der Atemwege ist es natürlich wichtig, in der zweiten Phase eines Saunabades einen Aus­gleich zu schaffen. Deshalb soll man auch gleich nach Verlassen der Saunakabine den Freiluftbereich aufsuchen. Trotz der Durchblutungssteigerung um das Siebenfache erwärmen sich die Schleimhäute besonders im vorderen Atemwegsbereich auf über 40°C. An der frischen Luft kühlen sich die Schleimhäute jedoch schnell wieder ab.

    Tabakverzicht bei Saunagängen

    Abschließend soll noch ein Hinweis an die Raucher unter den Saunafreunden erfolgen, der ebenfalls mit der starken Durchblutung der Atemwege zusammenhängt. In den vorderen Abschnitten der Atemwege wird die heiße Luft sicher nicht ganz auf die Körperkerntemperatur zurückgekühlt werden können. Die Folge davon ist eine Temperaturzunahme der Oberflächen der Lungen, verbunden mit einer starken Steigerung der kapillaren Durchblutung. Es muss also damit gerechnet werden, dass beim Inhalieren von Tabakrauch mehr toxische Stoffe und Verbrennungsprodukte von den Schleimhäuten bis zu den Oberflächen der Lungenbläschen aufgenommen werden. Raucher sollten deshalb nicht zwischen den Saunagängen zur Zigarette greifen und möglichst auch nach Abschluss des Bades noch einige Zeit mit dem Tabakkon­sum aussetzen.

    Rolf-A. Pieper, Geschäftsführer des Deutschen Sauna-Bundes e.V.

  • Aufguss

    Was passiert beim Aufguss?

    Für viele Besucher Höhepunkt eines Saunaganges, für andere ein Grund zur Flucht aus dem Saunaraum. Grundsätzlich gilt jedoch, dass von den positiven gesundheitlichen Wirkungen her ein Saunabad auch ohne Aufguss voll wirksam ist.

    Wenn das auf die heißen Steine gegossene Wasser verdampft, verändert sich schlagartig das für die Sauna charakteristische Klima mit seiner geringen Luftfeuchte. Die Luft in der Kabine wird durch den Aufguss allerdings nur kurzzeitig angefeuchtet, da die ständige Lufterneuerung schnell für einen Ausgleich sorgt. Zudem nehmen die Holzwände ebenfalls etwas Feuchtigkeit aus der Luft auf.

    Wenn der Dampfstoß auf die Haut der Badenden trifft, schlägt sich der Wasserdampf auf die Haut nieder, er kondensiert. Dadurch verstärkt sich die Wärmeempfindung des Badenden.

    Die Wärme des Wasserdampfes wird noch intensiver wahrgenommen, wenn der Aufgießer mit einem Tuch „wedelt“. Dabei wird die vom Ofen aufsteigende heiße Luft zum Badenden hin gewedelt. Durch diese Luftbewegung wird außerdem die über der menschlichen Haut ruhende Haftschicht fortgerissen, die wie eine Isolationsschicht wirkt. Die heißere Raumluft trifft jetzt ungehindert auf die Haut.

    Den gleichen Zweck erfüllen die in Finnland weit verbreiteten Birkenquaste, mit denen die Badenden sich beklopfen. Der heiße Dampf beim Aufguss wird so an den Körper herangeholt und die Haftschicht über der Haut weg geschlagen. Wegen der Verschmutzung durch die abfallenden Birkenblätter, aber auch wegen des Mangels an Birkengrün hat sich diese finnische Sitte bei uns in öffentlichen Saunabädern nicht durchsetzen können. Für den Gebrauch in der Privatsauna kann man Birkenreisige allerdings im Saunazubehörhandel kaufen. Sie werden getrocknet und gebunden importiert und müssen vor Gebrauch in Wasser eingeweicht werden.

    Aufgusskonzentrate
    Das Aufgusswasser wird in der Regel mit einigen Tropfen ätherischer Öle versetzt, um beim Dampfstoß eine Duftwirkung zu erzielen. Roch es früher in den Saunakabinen meist nach Latschenkiefer, so reicht die Palette heute von Eukalyptus und Minze bis hin zu Fruchtnoten und Kompositionen unterschiedlicher Düfte. Neben einem belebenden, erfrischenden oder Entspannung fördernden Einfluss liegt die Bedeutung der Zusätze im Aufgusswasser im Wesentlichen in ihrem angenehmen Geruch.

    Zu unterscheiden ist zwischen drei unterschiedlichen  Duftstoffen:

    1. Natürliche ätherische Öle

    Werden direkt aus den Pflanzen gewonnen. Sie sind wegen der aufwändigen Ernte der Pflanzen- und Fruchtbestandteile teuerer als synthetisch hergestellte Duftstoffe.
    2. Naturidentlische Duftstoffe
    Werden künstlich exakt nach dem Vorbild der Natur hergestellt. Die Palette der Duftkompositionen ist sehr breit.
    3. Synthetische Duftstoffe
    Hierbei handelt es sich um Öle, die in der Natur nicht vorkommen, da diese Pflanzen (z.B. Flieder, Maiglöckchen, Lilie) ihr Duftbouquet nicht abgeben.

    Zur Anwendung kommen sollten vor allen Dingen natürliche ätherische Öle. Bei ihnen ist der Einfluss auf die körperlich-seelische Verfassung weitgehend bekannt. Auf den Einsatz von synthetischen Duftstoffen sollte man nach Möglichkeit verzichten. Hier wurde bislang noch nicht gründlich erforscht, ob nicht bei der Herstellung ungünstige Nebenprodukte entstehen könnten.

    Noch ein wichtiger Hinweis
    Geben Sie das Aufgusskonzentrat niemals direkt auf die Ofensteine, sondern verdünnen Sie es stets mit Wasser. Wenn Sie das Konzentrat direkt auf die Steine schütten, kann schnell eine Stichflamme emporschießen oder es kann zu einer Verpuffung kommen. In der Zeitung kann man in regelmäßigen Abständen von solchen Vorfällen lesen, bei denen Badende böse Verbrennungen erlitten haben. In öffentlichen Saunabädern werden die Aufgüsse ohnehin nur von eingewiesenem Personal durchgeführt. Deshalb sind die Aufgüsse dort sicher und erlebnisreich.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Aufguss als Risiko

    Bestehen gesundheitliche Risiken bei Saunaaufgüssen?

    Immer wieder werden bei regelmäßiger Anwendung von Saunaaufgüssen mit Duftstoffen gesundheitliche Risiken für die Saunagäste und das Personal diskutiert. Vereinzelt wird sogar behauptet, dass durch die Anwendung eines Saunaaufgusses mit Zusätzen das „Multiple-Chemical-Sensitivity-Syndrom“ ausgelöst werden könne. Wissenschaftlich abgesicherte Daten hierzu existieren meines Wissens allerdings nicht. Auch lassen sich gelegentliche Saunaaufgüsse keinesfalls mit einer mittlerweile in vielen Lebensbereichen (z.B. Kaufhäuser) anzutreffenden „Dauer-Raumbeduftung“ gleich setzen. Dort wird der Mensch permanent allen möglichen, meist synthetischen, Riechstoffen ausgesetzt.

    Insgesamt sieht die Datenlage bezüglich der Inhalationstoxizität von Saunaaufgüssen sehr dürftig aus. Warum ist das so?

    Wahrscheinlich weil bisher niemand ein Gefährdungspotential ernsthaft in Erwägung gezogen hat. Sieht man sich allerdings die Zusammensetzung einiger Aufgussmittel genauer an, wobei eben dies durch lückenhafte Deklaration der Inhaltsstoffe für den nicht analytisch gebildeten Laien praktisch unmöglich ist, so fallen einige Stoffe auf, bei denen man unsicher werden könnte. Künstliche Riechstoffe, Geruchsverstärker, Moschus-Verbindungen, Emulgatoren usw. sind oft enthalten.

    Zum Teil sind diese Stoffe erforderlich, um einen bestimmten, erlernten Geruchseindruck zu erzeugen und diesen im Saunaraum beim Aufguss überhaupt wahrnehmbar zu machen. Natürliche Riechstoffe sind oft zu wenig intensiv und würden den gewünschten Riecheffekt nicht einmal annähernd erzeugen. Also muss in solchen Fällen (wie intensiv riecht denn ein grüner Apfel?) der Natur nachgeholfen werden.

    Der Trend zu immer exotischeren Düften, die lagerungsstabil, hitzeresistent und dazu noch billig sein müssen, lässt immer neue und teils auch fragwürdige Kompositionen auf dem Markt auftauchen. Diese haben dann allerdings mit den früher fast ausschließlich verwendeten und meist aus reinen ätherischen Ölen bestehenden Produkten nichts mehr gemein.

    Bereits vor 5000 Jahren wurden wohlriechende Hölzer und Baumharze (Weihrauch) verbrannt und dadurch ein Wohlgefühl erzeugt oder sogar der Heilungsprozess beschleunigt. Die Ägypter verwendeten schon vor über 3500 Jahren reine ätherische Öle und Zubereitungen daraus für Heilmittel und nutzten die antiseptische Wirkung zumindest indirekt bei der Einbalsamierung ihrer Verstorbenen. Öle natürlichen Ursprungs werden darüber hinaus seit vielen Jahrhunderten therapeutisch eingesetzt, insbesondere bei Atemwegserkrankungen und zur Behandlung von Verdauungsstörungen.

    Aus dieser Erfahrung heraus ist es sicher gestattet, von einer sehr hohen Anwendungssicherheit solcher ätherischer Öle – auch in Form von Saunaaufgüssen – auszugehen. Letztlich werden in der Sauna auch nur die Stoffe freigesetzt, die man beim Herbstspaziergang durch einen dichten Tannenwald einatmet oder die bei der Wasserdampfinhalation von Kamillenblüten Entzündungen lindern sollen.

    Durch die überlegte Auswahl ausschließlich solcher Saunaaufgussmittel, die einem optimalen Qualitätsanspruch genügen, kann gesundheitlichen Problemen wirksam vorgebeugt werden. Ein geringfügig höherer Preis hierfür und ein etwas kleineres Duftsortiment, in dem manche Trenddüfte eben fehlen, sollten leicht in Kauf genommen werden können.

    Dr. rer. nat. Martin Braun, Leiter der Phytopharmakaproduktion bei Dr. Willmar Schwabe, Karlsruhe

  • Augenreizung

    Ist es normal, dass meine Augen nach dem Saunabesuch gereizt sind?

    Sind nach der Sauna die Augen gereizt, liegt am häufigsten eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche zugrunde. Dieses Krankheitsbild, das allgemein als „Trockenes Auge“ oder in der Fachsprache als „Sicca-Syndrom“ bezeichnet wird, führt dazu, daß in heißen Räumen der Tränenfilm noch schneller verdunstet bzw. noch schlechter auf der Augenoberfläche haftet als sonst. In den Augen stellt sich folglich ein Brennen, Fremdkörpergefühl, Rötung oder Entzündungsgefühl ein.

    Dieses Krankheitsbild ist behandelbar. Es steht mittlerweile eine große Vielfalt an Tränenersatzstoffen zur Verfügung, mit denen die Beschwerden gelindert oder gar beseitigt werden können. Sie sollten also Ihren Augenarzt aufsuchen, der Sie bei der Auswahl der in Frage kommenden Tränenersatzflüssig­keiten beraten kann. Gleichzeitig kann Ihr Augenarzt andere Augenerkrankungen aus­schließen, die eventuell ähnliche Symptome hervorrufen könnten.

    Univ.-Prof. Dr. med. Helmut Höh,
    Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde, Dietrich Bonhoeffer Klinikum Neubrandenburg, 17022 Neubrandenburg

  • Babys & Kinder

    Ab wann darf mein Kind mit in die Sauna?

    Grundsätzlich unterscheidet sich der Badeablauf für Kinder nicht von dem der Erwachsenen. Wichtig ist, dass sich die Eltern genau an die Baderegeln halten, denn nur ein richtig durchgeführtes Saunabad ist für Kinder komplikationslos und gesundheitlich nützlich. Ein Kind mit in eine öffentliche Sauna zu nehmen empfiehlt sich erst, wenn es fähig ist, die Schließmuskeln des Darms und der Blase zu kontrollieren, und wenn es von der Entwicklung seines Sozialverhaltens dafür geeignet ist. Es erleichtert die Sache ungemein, wenn das Kind schon in der Lage ist, Erfahrungen mitzuteilen, auf Erzählungen zu horchen, und wenn es seine Körperbewegungen vollständig beherrscht. In den Empfehlungen des Deutschen Sauna-Bundes zur Haus- und Badeordnung öffentlicher Bäder ist die Mitnahme von Kindern ab drei Jahren gestattet.

    Baby-Sauna
    Eine Ausnahme ist die von vielen öffentlichen Saunabädern angebotene „Baby-Sauna“, die Eltern und Babys ab dem vierten Lebensmonat ein gemeinsames Saunaerlebnis ermöglichen will. Hierzu hat der Deutsche Sauna-Bund 2003 in einem ersten Kolloquium mit Wissenschaftlern, Kinderärzten, Eltern und Fachpersonal von Sauna- und Badebetrieben folgende Schlussfolgerungen gezogen:

    Voraussetzungen

    • Frühestens ab dem vierten Lebensmonat beginnen; für öffentliche
    • Saunabäder wird empfohlen – außer bei Projekten –, dass die Kinder „sauber“ sind.
    • Die Früherkennungsuntersuchung U 4 durch den Kinderarzt sollte vorliegen.
    • Der Säugling muss am Badetag gesund sein.
    • Saunabaden zur Abendzeit ist für Säuglinge nicht zu empfehlen.

    Ablauf
    Kinder bis zum Alter von sechs Jahren müssen 1:1 betreut werden, d.h. pro Kind ein Erwachsener.
    Mit drei Minuten auf der mittleren Bank beginnen (Raumklima: Temperatur ca. 75 °C unter der Decke, rel. Luftfeuchte ca. 15 Prozent). Kinder nackt auf dem Schoß, im Arm oder auf einem Liegetuch, dabei Streichelmassage; am Anfang nur ein Saunagang; Zeichensprache des Kindes beobachten, bei Unruhe und Weinen den Saunaraum verlassen. Bitte keinen übertriebenen Ehrgeiz und überschießende Motivation an den Tag legen. Je nach individueller Verträglichkeit und Alter bei weiteren Saunabesuchen auf sechs Minuten ausdehnen; zwei Saunagänge sind dann möglich.

    • Schonendes Abkühlen an der frischen Luft oder per Hand mit kühlem Wasser oder später weichem Wasserstrahl, Temperatur ca. 24-26 °C und/oder im Bewegungsbecken (33 °C ); auch vor dem Saunagang kann bei diesen Temperaturen  ca. 15 Minuten gebadet werden, zu Hause in der heimischen Badewanne langsam daran gewöhnen, immer gut abtrocknen.
    • Auf gute Hydration achten: die letzte Mahlzeit (Brust/Flasche) sollte nicht länger als zwei Stunden zurückliegen; Achtung: ein zu voller Magen kann zum Erbrechen führen; bei Bedarf zwischendurch zu trinken geben.
    • Nicht ins Tauchbecken.
    • Keine Aufgüsse.
    • Nach Saunagang und Schwimmen im Ruheraum entspannen, spielen und sich gemeinsam – auch mit den anderen Eltern – wohlfühlen, bei Bedarf wieder stillen oder die Flasche geben.

    Kleinkinder und Kinder
    Erklären Sie Ihrem Kind den Badeablauf vor dem ersten Saunabesuch genau, so weiß es, was es in einer Sauna erwartet. Sie nehmen ihm damit die Furcht vor dem Unbekannten und machen es neugierig. Kindern macht das Saunabaden außerdem viel mehr Spaß, wenn sie es mit Geschwistern oder Freunden gemeinsam durchführen. Reagiert Ihr Kind empfindlich auf Wärme, hilft ein kalt angefeuchtetes Gesicht bei der ersten Begegnung mit der Saunahitze. Eltern brauchen übrigens nicht zu befürchten, dass Ihre Kinder die Wärme nicht vertragen. Der kindliche Körper hat zwar in Relation eine zur Körpermasse größere Oberfläche als der des Erwachsenen, und dem entsprechend wird ihm auch mehr Wärme zugeführt; medizinische Untersuchungen haben aber ergeben, dass die Innentemperatur nicht in dem zu erwartenden Ausmaß ansteigt.  Ein Grund dafür ist die gute Schweißabsonderung. Der Körper von Kleinkindern besitzt schon insgesamt die gleiche Zahl von Schweißdrüsen wie der eines Erwachsenen; sie liegen in der Körperoberfläche entsprechend dichter beieinander.

    Wichtig ist, dass Kinder sich im Saunaraum ruhig verhalten und sich nicht körperlich anstrengen, indem sie auf den Bänken herum steigen. Sollte bei den Kleinen Langeweile aufkommen, hilft vielleicht eine leise, interessant erzählte Geschichte. Die Eltern sind also nicht nur als Aufsichtsperson, sondern ebenso als geschickte Unterhalter gefordert.

    Für die Aufenthaltsdauer in der Saunakabine sind nicht die Uhr oder die Empfindung des Erwachsenen, sondern immer die Äußerungen der Kinder maßgebend.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Badesandalen als Stolperfalle

    Wo lasse ich meine Badesandalen während eines Saunaganges?

    Im Saunabetrieb kommen immer wieder Diskussionen auf, ob die Badeschuhe vor der Saunatür abgestellt werden müssen oder ob sie in den Saunaraum mitgenommen werden können.

    Gäste sollten in einer Saunaanlage aus physiologischen und hygienischen Gründen immer Badesandalen tragen. Einerseits erhalten sie die Fußwärme, andererseits verhindern sie den Kontakt der Füße mit dem Fußboden und schützen sie so vor Bakterien und Pilzen. Die Gewohnheit, die Badesandalen im Saunaraum bis kurz vor Besteigen der Saunabank anzubehalten, ist ebenso häufig anzutreffen wie der Brauch, sie vor der Saunatür abzustellen. Da es sich in beiden Fällen um eingefahrene Gewohnheiten oder Empfehlungen des Badbetreibers handelt, zeigt sich manchmal in der einen Gruppe eine gewisse Intoleranz gegenüber dem Verhalten der anderen und umgekehrt. In manchen Bädern sind allerdings auch beide Gewohnheiten üblich. Grundsätzlich sollte jedoch die gute Stimmung der Saunagäste, die sich beim Saunabaden durch die psychische Entspannung und durch die Wirkungen von Wärme und Frische auf das vegetative Nervensystem einstellt, nicht durch einen „Badesandalenstreit" beeinträchtigt werden. Zu den unterschiedlichen Argumenten des Für und Wider kann allerdings folgendes ausgeführt werden:

    Badesandalen vor dem Saunaraum

    Es wird von den Befürwortern dieser Praxis angeführt, dass die Badesandalen unangenehm riechen können, wenn sie mit in den Saunaraum genommen werden. Nach Auskunft deutscher Kunststoffhersteller kann sich tatsächlich bei neu gekauften Kunststoffbadesandalen der „Weichmacher" aus dem Material verflüchtigen. Dadurch kann es zu Gerüchen kommen. Die austretenden Gase sollen gesundheitlich unbedenklich sein. Nach weiterem Gebrauch der Badesandalen tritt diese Ausdünstung bei guter Qualität nicht mehr auf. Allerdings sind auch billige Badesandalen aus dem fernöstlichen Raum bei uns zu kaufen, die einen unangenehmen Geruch verbreiten - auch wenn sie nicht in den Saunaraum mitgenommen werden. Badesandalen vor den Bänken im Saunaraum werden zudem als Unfallrisiko für von den Bänken herabsteigende Gäste angesehen, zumal viele Saunaräume nur gedämpft beleuchtet sind.

    Badesandalen im Saunaraum

    Die Vertreter dieser Gewohnheit weisen auf das hygienische Risiko des barfüßigen Betretens des Saunaraumes hin. Sicher bekommt jemand, der „die letzten zwei bis drei Meter" barfuß in den Saunaraum geht, ein paar Keime an die Füße, wie er sie auch vom Holz der untersten Bank beim Hochsteigen aufnehmen wird. Bei einer gepflegten Fußhaut hat dieses aber kaum Folgen. Das liegt daran, dass die Besiedlung der Oberflächen mit Bakterien und Pilzen durch die Grundreinigung des Raumes und seine Desinfektion zunächst verringert ist, wenn sie auch im Laufe der Betriebszeit durch den Gebrauch des Saunaraumes wieder zunimmt. Allerdings sind nur wenige der vielen Keime, die uns täglich überall umgeben, krankmachend. Außerdem ist das Ausmaß der Kontamination im Saunabad abhängig vom Verhalten der Saunagäste. Vollständige und gründliche Reinigung (besonders Anal-Genital-Bereich und Füße) ist deshalb zwingend notwendig.

    Zum Argument der Verschmutzung des Saunaraumes durch das Begehen mit Badesandalen ist festzustellen, dass gepflegte Badesandalen in der Regel nicht „schmutziger" und , nicht nasser als gepflegte Füße sind. Schließlich sollen die Saunabadesandalen nur für den Aufenthalt in Saunabädern genutzt werden.

    Angeführt wird weiterhin, dass beim Betreten des Saunaraumes ohne Badesandalen eine erhebliche Rutschgefahr besteht. Diese Befürchtung ist nur dann angebracht, wenn die keramischen Bodenbeläge nicht der empfohlenen Rutschhemmung entsprechen oder wenn keine Kunststoffmatten ausgelegt worden sind.

    Aus dem Austausch der Argumente lässt sich kein stichhaltiger Grund für nur eine bestimmte Verhaltensweise herauslesen. Dennoch hat der Deutsche Sauna-Bund in der von ihm herausgegebenen Badordnung festgelegt, dass die Badesandalen vor der Saunatür abgestellt werden sollen. Der Grund liegt im Vorteil einer einheitlichen Verhaltensweise der Badegäste.

    Rolf-A. Pieper, Geschäftsführer des Deutschen Sauna-Bundes e.V.

  • Bluthochdruck

    Muss ich bei Bluthochdruck in der Sauna besonders aufpassen?

    Die Bluddruckwerte verändern sich während eines Saunabades. Bei Menschen mit niedrigem Blutdruck lässt sich ein Anstieg zum Normalwert hin feststellen, bei Bluthochdruck wird eine deutliche Senkung beobachtet. Die Veränderungen sind allerdings nur vorübergehend und ersetzen daher leider auch keine anderen Therapiemaßnahmen.

    Grundsätzlich können Bluthochdruckpatient die Sauna also nutzen wie jeder andere auch. Die Abkühlmaßnahmen an der Luft und kalte Abgießungen haben keine wesentliche Wirkung auf den Blutdruck. Allerdings sollten Personen mit Bluthochdruck das Tauchbecken meiden, da diese Form der Abkühlung den Bluddruck kräftig ansteigen lässt.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Brustkrebs

    Wie wirkt sich Saunabaden bei Mammakarzinom (Brustkrebs) aus?

    Nach entsprechender Behandlung ei­nes Mammakarzinoms (chirurgisch, Be­strahlung und/oder Chemotherapie) und evtl. abgeschlossener Wundheilung spricht nichts gegen den Saunabesuch. Im Gegenteil - wir empfehlen geradezu körperliche Aktivitäten wie Kneippen und Saunagehen, um das körperliche Wohlbefinden und die Abwehrlage zu fördern. In einer Studie über Wechsel­güsse am Lehrstuhl für Naturheilkunde in Berlin wurde bei Krebspatientinnen sowohl eine Verbesserung der Stim­mungslage als auch des Immunsystems nachgewiesen. Wir würden dieses erfreu­liche Ergebnis auch auf das Saunabaden übertragen.

    Obwohl viele Krebsarten außeror­dentlich empfindlich gegen Wärme sind, scheint die Überwärmung in tieferen Ge­webeschichten nicht auszureichen, um ein Krebswachstum direkt zu hemmen. Hingegen veranlasst die milde Überwär­mung während der Sauna eine bessere Durchblutung im gesamten Körper, die mit einer besseren Funktion der Immun­abwehr gegen einzelne verbliebene Krebszellen einher geht. Die für Sauna eindeutig nachgewiesene Abwehrsteige­rung gegen Atemwegsinfekte dürfte sich somit auch bezüglich der Rezidivabwehr ähnlich günstig auswirken.

    Dr. med.  Dr. rer. nat. Bernhard Uehleke

    Krankenheus Moabit-Abt. Naturheilkunde
    10559 Berlin

  • Cellulite

    Hilft Saunabaden gegen Cellulite?

    Die Cellulite ist eine typische Erkrankung des weiblichen Geschlechts. Sie ist in erster Linie charakterisiert durch die Orangenhaut oder das „Matratzenphänomen“, das beim Zusammenschieben der Haut z.B. am Oberschenkel sichtbar wird. Außerdem ist die Hautelastizität als Ausdruck einer allgemeinen Bindegewebsschwäche meist vermindert. In vielen Fällen treten insbesondere nach Schwangerschaften auch sog. „Striae“ auf, die den meisten Frauen als „Schwangerschaftsstreifen“ bekannt sind. Die Ursache, dass diese Phänomene fast nur bei Frauen – und das auch ohne Schwangerschaften – auftreten, liegt darin begründet, dass die Strukturen der Bindegewebsfasern im Unterhautfettgewebe bei Mann und Frau unterschiedlich sind. Während die Bindegewebsfasern beim Mann scherengitterartig verlaufen, sind sie bei der Frau parallel ausgerichtet. Das führt dazu, dass beim „Hautfaltentest“ das Unterhautfettgewebe bei der Frau pfropfenförmig nach oben geschoben wird und die bekannte Orangenhaut entsteht. Beim Mann tritt dies nicht auf. Über den Krankheitswert und die Therapiebedürftigkeit der reinen, auf die Haut bezogenen Cellulite mag man streiten. In Illustrierten und populärmedizinischen Schriften werden die verschiedensten Methoden zur Behandlung angepriesen, die jedoch in aller Regel wissenschaftlich nicht untersucht sind. Dazu gehören u.a. solche Empfehlungen, die als Ziel eine „Entschlackung“ – ein Begriff, den die wissenschaftliche Medizin nicht kennt – beinhalten.

    Letztlich ist ebenfalls nicht klar, welchen Effekt die Sauna hier ausüben kann. Ziemlich sicher kann man sagen, dass sie sich bei der reinen, auf die Haut beschränkten Cellulite nicht negativ auswirken wird. Möglicherweise ist der gesteigerte Spannungszustand der Haut („Tonus“ bzw. „Turgor“) beim Saunabaden sogar positiv. Wie sich die immer im Saunaraum zu verzeichnende Durchblutungssteigerung der Haut auf den Verlauf der Cellulite auswirkt, ist noch unklar.

    Kompliziert wird die Beurteilung aber dadurch, dass die Cellulite oft nur Symptom eines weit umfassenderen Krankheitsbildes – des sog. Lipödems – ist. Der Begriff „Lipödem“ leitet sich von den griechischen Wörtern „Lipos“ = Fett und „Oedema“, einer Wasseransammlung im Gewebe ab. Es handelt sich also um Wasseransammlungen als Folge einer anlagebedingten Fettgewebsvermehrung, die nur das Gesäß oder auch die Oberschenkel („Reithosen“) betreffen können. Manchmal liegt sogar eine Schwellung der gesamten Beine bis zu den Knöcheln vor. Neben der von der Ernährung weitgehend unabhängigen Fettgewebsvermehrung und der Cellulite findet man oft eine Neigung zu blauen Flecken (Ausdruck einer Schädigung der Blutkapillaren), eine schwache venöse Beinpumpe, eine ausgeprägte Druckschmerzhaftigkeit und vor allem eine weiche, eindrückbare Schwellung der Unterschenkel in der zweiten Tageshälfte. Dieses Ödem an den Unterschenkeln ergibt sich durch eine Schädigung der Lymphgefäße, deren Aufgabe es unter anderem ist, überschüssiges Wasser und Eiweiß abzutransportieren. Ein Grund für die Schädigung der Lymphgefäße dürfte sein, dass das vermehrte Fettgewebe die Lymphgefäße abdrängt und in ihrer Funktion beeinträchtigt. Unbehandelt kann das Lipödem in ein echtes Lymphödem übergehen, bei dem es durch den Eiweißreichtum des Ödems zu einer Bindegewebswucherung kommt.

    Beim Lipödem sind im Gegensatz zur reinen Cellulite alle Maßnahmen, die zu einer Durchblutungssteigerung führen, prinzipiell als risikoreich einzustufen. Dazu gehören Wärmeanwendungen und damit ebenfalls die Sauna. Bei der Mehrdurchblutung kommt es zu einer vermehrten Filtration von Gewebswasser. Die geschädigten Lymphgefäße sind aber nicht in der Lage, mit diesem Mehr an Wasser fertig zu werden – das Ödem kann sich verstärken.

    Man kann also feststellen, dass die Sauna bei der auf die Haut beschränkten Cellulite unbedenklich ist und sich möglicherweise sogar positiv auswirkt. Bei dem sog. Lipödem – einer anlagebedingten Fettgewebsvermehrung an den Beinen mit Wassereinlagerung im Gewebe – sollte man die Sauna dagegen lieber meiden.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes & Priv.-Doz. Dr. med.  Angelika Brenke, Hautärztin

  • Cholesterin-Haushalt

    Hat Saunabaden Auswirkungen auf den Cholesterin-Haushalt?

    Zur Beantwortung der Frage ist zunächst festzuhalten, das Cholesterin ein wichtiger Baustein im Organismus ist, der in vielen Strukturen so auch in der Zellwand vorkommt. Der Körper bildet zum Teil Cholesterin selbst oder es wird mit der Nahrung aufgenommen.

    Die Cholesterinwerte im Blut ändern sich auch bei intensiverem Saunabaden nicht, was aber nicht so viel besagt, da diese Werte relativ „träge“ reagieren im Unterschied zum Blutzucker. Trotzdem hat das Saunabaden, wie Studien japanischer Autoren zeigen, durchaus positive Wirkungen auf Frühstadien der Arteriosklerose bei der bekanntlich das Cholesterin eine gravierende Rolle spielt. Das Frühstadium ist charakterisiert durch eine so genannte endotheliale Dysfunktion. Dies bedeutet, dass sich eine Schädigung der Innenhaut der Blutgefäße entwickelt hat, die mit einer erhöhten Durchlässigkeit einhergeht, was unter anderem zur Einlagerung von Cholesterin in die Wand der Blutgefäße führen kann. Als Ursache für die endotheliale Dysfunktion werden vor allem die bekannten Risikofaktoren wie zum Beispiel Übergewicht, Rauchen oder Diabetes verantwortlich gemacht. Man kann also aufgrund der japanischen Untersuchungen davon ausgehen, dass Saunabaden zwar nicht zu einer Cholesterinsenkung im Blut führt, aber dass in dem komplexen Geschehen der Arteriosklerose die endotheliale Dysfunktion positiv beeinflusst wird.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Defibrillator

    Ist Saunabaden mit implantierten Defibrillator möglich?

    Die Implantation eines Herzschrittmachers oder eines Defibrillators wird in der Regel bei höhergradigen Herzrhythmusstörungen erforderlich. Abhängig von der Häufigkeit der Rhythmusstörungen, deren auslösenden Faktoren und zusätzlichen Problemen wie Lungen-, Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen etc. ist der Schweregrad der gesundheitlichen Störung und die noch verbliebene Restleistungsfähigkeit durch den behandelnden Arzt individuell abzuschätzen. Als Faustregel kann dabei gelten: Ist die Belastbarkeit des Patienten einem etwa 15 – 20minütigen Spaziergang am Stück entsprechend, so besteht im Allgemeinen eine ausreichende Saunabelastbarkeit bei vorschriftsmäßiger Nutzung des Mediums.

    In einer im American Journal of Medicine 1999 (107:228-233) veröffentlichten Studie zum Saunabad und der dabei entstehenden Herzbelastung wurde an Patienten mit Durchblutungsstörungen am Herzen nachgewiesen, dass dem Saunabad gegenüber eine gute subjektive Verträglichkeit bestand. Es wurden keine Herzbeschwerden angegeben und keine Rhythmusstörungen beobachtet. Die Herzfrequenz nahm um etwa 30 Prozent zu und der Blutdruck senkte sich bei 15min. Hitzeexposititon (85-90° C) um etwa 13 Prozent. Bei der Beobachtung der Herzmuskeldurchblutung konnte allerdings eine verringerte Durchblutungsrate festgestellt werden, die jedoch keine Beschwerden verursachte.

    Die Tatsache, dass die Hitzeexposititon beim Saunabaden eine gering einzustufende Herz- Kreislaufbelastung darstellt, wurde somit erneut bestätigt. Moderate Abkühlmaßnahmen (warmes Fußbad) haben außerdem in früheren Untersuchungen gezeigt, dass sie in der Lage sind die geringen Veränderungen der Herzstromkurve (EKG) zur Norm zurückzuführen.

    Die implantierten Hilfsmittel wie Herzschrittmacher oder Defibrillator, die unter die Brustmuskulatur gelegt werden und deren Sonden im Herzmuskel verankert sind, dienen zur Stabilisation der Herzfunktion in Belastungsmomenten im Alltag. Die Sauna stellt hierbei eine geringe Belastungsform dar, sofern auf radikale Temperaturwechsel (Hitzephase / Abkühlphase) verzichtet wird. Empfehlenswert sind eine moderate Abkühlung und der Verzicht auf zusätzliche Belastungen wie das Einwirken des hydrostatischen Druckes (plötzlicher Blutdruckanstieg) in Kaltwassertauchbädern.

    Die Hitze der Umgebungsluft im Saunaraum stellt für die implantierten Geräte und Sonden keine Gefahr dar, da die hohen Temperaturen, aufgrund der durch den Schweiß verursachten Verdunstungskälte, reduziert werden (Hauttemperatur 40-42° C). Die Wärmeverteilung im Körper lässt die Geräte dann in einem Temperaturbereich von etwa 38° C liegen. An der Implantationsstelle kann durch Überlegen eines kleinen Tuches zusätzlich die Aufnahme von Strahlungswärme reduziert werden und somit subjektiv eine vielleicht befürchtete Gefahr zu hoher Wärmeentwicklung vermieden werden (Minderung v. Angstgefühlen).

    Es kann also festgestellt werden, dass die Implantation eines Herzschrittmachers / Defibrillators allein keine Kontraindikation für das Saunabaden darstellt. Entsprechend der allgemeinen Belastbarkeit sollte ein angepasstes Badeverhalten (Dauer der Hitzeexposition < 15 Min. / Sitz- bzw. Liegehöhe nach Befindlichkeit) erfolgen, welches die Baderegeln des Deutschen Sauna-Bundes und ein moderates Abkühlen ohne Tauchbadnutzung berücksichtigt.

    Dr. med. Hans-Joachim Schmitt, Arzt für physikalische Medizin und Dozent der Akademie für Aus- und Fortbildung im Badewesen des Deutschen Sauna-Bundes.

  • Diabetes

    Ich habe Diabetes mellitus, darf ich trotzdem Saunabaden?

    Die Zuckerkrankheit – der Diabetes mellitus – kann mit Recht als eine echte Volkskrankheit bezeichnet werden. Der Name „Diabetes mellitus“ bedeutet auf Deutsch „Honigsüßer Durchfluss“ und beschreibt die Tatsache, dass im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung Zucker mit dem Urin ausgeschieden wird. Dies wurde von den Ärzten früherer Jahrhunderte an seinem Geschmack festgestellt. Nach älteren Schätzungen leiden 4 – 5%, nach neueren 7 – 8% der deutschen Bevölkerung an dieser Erkrankung und im Alter über 60 Jahren liegt die Häufigkeit sogar bei 15%. Insgesamt kann in Deutschland von 6 bis 7,5 Millionen Diabetikern ausgegangen werden. Allerdings ist wegen der fehlenden Beschwerden in den Anfangsstadien der Krankheit die Dunkelziffer hoch.

    Man kann zwei Typen der Diabetes unterscheiden: Beim Typ I handelt es sich stets um einen echten Insulinmangel. Dieser Typ der Diabetes tritt schon in der Kindheit auf und es muss stets Insulin gespritzt werden. Beim Typ II (früher auch als Altersdiabetes bezeichnet) ist die Insulinproduktion meist normal, die Ansprechbarkeit der Körperzellen darauf jedoch vermindert. Oft kommen weitere Stoffwechselstörungen, Übergewicht oder ein Bluthochdruck hinzu.

    Moderne Verfahren der Insulingaben
    Gefürchtet ist der Diabetes vor allem wegen seiner Folgeschäden. Diese betreffen die Blutgefäße am Herzen (häufige Herzinfarkte), in den Beinen oder im Gehirn, aber auch die Augen, Nieren oder das Nervensystem sind oft betroffen. Letzteres erkennt man häufig an unangenehmen Empfindungsstörungen an den Beinen – der sog. diabetischen Polyneuropathie. Die Behandlung besteht in Diät, vermehrter körperlicher Bewegung mit dem Ziel des Zuckerverbrauchs und der Einnahme von Medikamenten. Diese können zumindest beim Typ II am Anfang noch als Tabletten genommen werden, häufig kommt man aber auch heute noch um das Spritzen von Insulin nicht herum. Bei Typ I – Diabetikern ist stets Insulin erforderlich. Viele Diabetiker lernen heute im Rahmen einer so genannten „intensivierten Einstellung“ die Insulindosis in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme oder von körperlichen Aktivitäten selbst zu steuern und können damit ein ungebundeneres Leben führen als früher. Neuere Entwicklungen führen dabei mittels einer Pumpe kontinuierlich dem Körper eine bestimmte Menge Insulin zu, bei Bedarf (Mahlzeiten) können zusätzliche Mengen an den Körper abgegeben werden. Die Mehrzahl der heute verfügbaren Pumpen besteht aus einem kleinen, z.B. am Gürtel getragenen Kästchen, wobei das Insulin über einen dünnen Schlauch und eine kleine Kanüle unter die Haut appliziert wird. Voraussetzung für die problemlose Anwendung sind eine häufige Selbstmessung des Blutzuckers und ein gut geschulter Patient. Erprobt werden außerdem Systeme, die den Blutzucker automatisch mehr oder weniger kontinuierlich messen und die Insulindosis dann selbsttätig anpassen. Ebenfalls noch in der Erprobungsphase sind Systeme, die komplett unter die Haut eingepflanzt werden und von Zeit zu Zeit über eine Spritze mit Insulin nachgefüllt werden.

    Alles in allem hat die moderne Diabetesbehandlung immense Fortschritte gemacht. Früher typische Komplikationen wie die Unterzuckerung (der sog. „hypoglykämische Schock“ durch eine zu hohe Insulindosis) oder das „Koma“ durch Überzuckerung sind seltener geworden. Dennoch werden nach wie vor vielfältige Spätschäden beobachtet, die allerdings auch durch die allgemeine Zunahme des Lebensalters bedingt sind.

    Was muss ein Diabetiker in der Sauna beachten?
    Die Häufigkeit der Diabetes sowie die Tatsache, dass Diabetiker ein zunehmend „normales“ Leben führen können, sind Gründe dafür, dass Diabetiker immer öfter als Saunagäste anzutreffen sind. Was gilt es nun im Zusammenhang mit dem Saunabesuch von Diabetikern zu beachten? Unmittelbar kommt es durch das Saunabaden in den meisten Fällen nur zu einer vernachlässigbaren Beeinflussung des Blutzuckers; lediglich in Einzelfällen kann der Wert – bedingt durch die Stoffwechselsteigerung beim Saunabaden – auch einmal stärker absinken. Anstiege werden seltener beobachtet. Viele Diabetiker kennen die Symptome einer Unterzuckerung und können durch eine kleine Mahlzeit darauf reagieren. Oftmals können sie ihren Blutzucker auch selbst messen und durch entsprechendes Verhalten regulieren. Besonderheiten treten jedoch beim Insulin spritzenden Diabetiker auf. Dieser sollte nicht unmittelbar nach dem Spritzen die Saunakabine aufsuchen, da die gute Durchblutung von Haut und Unterhaut in der Saunawärme zu einer schnelleren Aufnahme des Insulins führen kann. Der Blutzucker könnte  stärker als erwartet absinken.

    Wesentlicher erscheint jedoch die Tatsache, dass der Diabetiker in vielfältiger Weise von der Sauna profitieren kann. Häufige Begleit- oder Folgeerkrankungen der Diabetes sind: Durchblutungsstörungen, der Bluthochdruck oder auch die Polyneuropathie. Auf alle diese Erkrankungen kann die Sauna einen positiven Effekt ausüben, wenn die spezifischen Badeempfehlungen beachtet werden. Dazu gehört bekanntermaßen, dass z.B. der Bluthochdruckpatient das Tauchbecken meiden sollte. Das betrifft ebenfalls den Diabetiker mit Bluthochdruck.

    Eine unzureichende Leistungsfähigkeit des Herzens (unter 75 Watt Dauerleistungsfähigkeit) sowie schwerwiegende Herzrhythmusstörungen sollten jedoch Anlass sein, vom Besuch der Sauna abzuraten. Bei ausgeprägter Augen- oder Nierenbeteiligung muss individuell entschieden und der Rat des Facharztes eingeholt werden. Wegen der Gefahr der Fußpilzinfektion, die bei Diabetikern schon wegen der oft gestörten Durchblutung sehr groß ist, sollten die Hinweise zur Vorbeugung genau eingehalten werden. Dazu gehören dann das konsequente Tragen von Badeschuhen ebenso wie das gute Abtrocknen der Zehen und insbesondere der Zehenzwischenräume nach den Wasseranwendungen. Ist es trotzdem zur Fußpilzinfektion gekommen, so ist unbedingt zu einer strikten hautärztlichen Therapie zu raten.

    Nicht mit einer Insulinpumpe in den Saunaraum gehen
    Auf eine mögliche Gefahr des Saunabesuchs bei Diabetikern, die mit einer Pumpe versorgt werden, haben erstmals Pariser Ärzte 1999 hingewiesen. Sie berichteten über eine 32-jährige, mit einer Insulinpumpe versorgte Diabetikerin, die am Tag nach dem Saunabesuch trotz wiederholter Bolusgaben von Insulin über die Pumpe in ein Koma und damit in eine akut lebensbedrohliche Situation gelangte. Die Ärzte führten dies vor allem auf  eine Inaktivierung des Insulins in der den hohen Temperaturen ausgesetzten Pumpe zurück.  Als weiteren, jedoch wohl weniger wichtigen Faktor diskutierten sie, dass die Hormone, die dem Insulin entgegen wirken, durch die Sauna erhöht sein könnten. Diese Beobachtung lässt die wichtige Schlussfolgerung zu, dass mit einem Pumpsystem versorgte Diabetiker auf keinen Fall mit ihrer Pumpe die Sauna aufsuchen sollten. Es ist für den geschulten Diabetiker jedoch ohne weiteres möglich, während der Sauna ebenso wie in anderen Situationen die Pumpe zu entfernen und danach erneut anzulegen. Der Blutzucker kann nach Wiederanlegen der Pumpe durch eine Bolusgabe korrigiert werden, falls ein erhöhter Wert dies erforderlich macht. Ähnliche Erfahrungen mit komplett unter die Haut implantierten Systemen, die sich aber noch im Erprobungsstadium befinden, gibt es bisher nicht. Sollten diese Systeme eine weite Verbreitung erlangen, so wird man wohl bis zum Beweis des Gegenteils derartigen Patienten dringend vom Besuch der Sauna abraten müssen.

    Insgesamt gesehen profitieren also die meisten Diabetiker von einem Besuch der Sauna. Komplikationen können bei richtigem Verhalten und ausreichender Schulung mit Sicherheit vermieden werden.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes

  • Duschen

    Sollte ich besser kalt oder warm Dusche nach der Sauna?

    Die Frage, ob ein Saunabad besser mit warmer Dusche abzuschließen ist anstatt der üblichen Luft- bzw. Kaltwasserabkühlung, kann nicht in einem Satz beantwortet werden.

    Zunächst sei daran erinnert, dass die Sauna als trockenes Heißluftbad mit zwischengeschalteten Abkühlungsreizen definiert wird, d. h. zu einem richtigen Saunabad gehört immer die Abkühlung. In dieser Form hat das Saunabaden eine lange Tradition.

    Wissenschaftliche Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass der Abkühlung eine größere Bedeutung zukommt als bisher angenommen wurde. Zunächst geht es darum, durch eine schnelle Abkühlung die in der Sauna in Gang gesetzten Entwärmungsmechanismen des Körpers zu unterbrechen. Damit soll einer möglichen Auskühlung entgegen gewirkt werden. Diese Maßnahme ist nicht nur notwendig, sondern auch erfrischend und angenehm.

    Natürlich wird durch den Abkühlungsreiz auch dem Orthostaseeffekt vorgebeugt, dem Absacken des Blutvolumens beim Aufstehen in die untere Körperhälfte, der mit Unwohlsein verbunden ist.

    Schon lange ist bekannt, dass durch die Wechselreize ein „Training“ der peripheren Blutgefäße stattfindet. Ein abgehärteter Körper reagiert auf Wärme- bzw. Kälteeinflüsse einfach schneller und besser. Diese Verbesserung der Reaktionsbereitschaft des Kreislaufs gegenüber Kälte ist ein wichtiger Faktor bei der sog. Abhärtung.

    Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass gerade die Abkühlungsmaßnahmen auch bestimmte Mechanismen der Körperabwehr stimulieren. Wir kennen dies von der Kneipp´schen Kaltwassertherapie und vom Eisbaden im Winter. Es wäre also unter diesem Gesichtspunkt geradezu ein Fehler, wollte man auf die Abkühlung nach der Sauna verzichten. Nach allgemeiner Ansicht entspricht dies auch der Zielsetzung des Saunabadens, die neben Entspannung und Wohlbefinden auch auf Kreislauftraining und Abhärtung des Organismus ausgerichtet ist. Übrigens steht dem nicht entgegen, nach der Abkühlung warmes Fußbad zu nehmen. Man bezweckt damit eine reflektorische Wiedereröffnung der Blutgefäße der Haut, die dem Wärmeausgleich innerhalb des Körpers dienlich ist und das Wohlbefinden noch steigert.

    Die hin und wieder vertretene Auffassung, dass man auf Abkühlung verzichten könne, beruht auf der Erfahrung, dass eine verlängerte „Warmhaltung“ zu besonders nachhaltiger Blutdrucksenkung führt, was aber eine Belastung von Herz und Kreislauf bedeutet. Auf jeden Fall wird  die Neigung zur Orthostasereaktion verstärkt  und  kann nicht nur zu Müdigkeit und Schwindel, sondern auch zum Kreislaufkollaps führen.

    Die Behauptung, dass Kaltreize die Poren der Haut verschließen, ist eine sehr laienhafte Vorstellung. Nicht die Poren (das sind die Ausgänge der Schweißdrüsen in der Haut) werden verschlossen, sondern es verengen sich die im Dienst der Regulation des Wärmehaushaltes die weit gestellten Blutgefäße, was eine erwünschte Wirkung des Saunabadens ist.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Entschlacken

    Hat das Saunabaden einen Entschlackungseffekt?

    Zunächst eine Begriffserklärung. Als Schlacke bezeichnet man nicht verbrennbare und damit nicht mehr verwertbare Restsubstanzen. Eigentlich ein Ausdruck aus der Industrie, der jedoch von Laien vielfach auch auf den menschlichen Organismus bezogen wir. Im speziellen handelt es sich um Stoffwechselendprodukte wie u. A. Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin. Sie sind Endprodukte des Eiweißstoffwechsels,  die auch als harnpflichtige Stoffe bezeichnet werden, womit gemeint ist, dass sie im Wesentlichen über die Nieren ausgeschieden werden. Eine Einschränkung der Sekretionsleistung der Nieren führt notwendigerweise zu einem Austrag der harnpflichtigen Substanzen im Blut. Einen Einblick in den Umfang des Eiweißstoffwechsels gibt die Menge Harnstoff, die pro Tag anfällt; in Abhängigkeit vom Eiweißgehalt der Nahrung werden ca. 20 g Harnstoff ausgeschieden. Nur ein kleiner Teil des Harnstoffs kann mit dem Schweiß abgegeben werden. Diese Menge liegt bei 1 g pro Tag.

    Leider gibt es nur wenige und meist ältere Untersuchungen zur Frage ob Harnstoffausscheidung durch die gesteigerte Schweißabgabe in der Sauna erhöht werden kann, also ob eine Kompensation einer eingeschränkten Nierensekretion möglich ist. Sicher scheint zu sein, dass mit dem vermehrten Schweiß auch etwas mehr Harnstoff und Kreatinin ausgeschieden wird. Man muss aber bedenken, dass bei Produktion größerer Schweißmengen die Konzentration der Stoffe im Schweiß geringer wird. Eine ältere Untersuchung konnte zeigen, dass bis zu 4 g Harnstoff beim Nierenkranken gemessen wurden. Das reicht auf jeden Fall nicht aus, eine reduzierte Nierenfunktion zu kompensieren, wohl aber diese zu unterstützen. Die moderne Medizin hat durch Entwicklung der künstlichen Niere oder durch die Nierentransplantation die Möglichkeit gefunden diesen Patienten zu helfen.

    Noch bedeutsamer ist aber eine andere Wirkung des regelmäßigen Saunabadens. So kommt es auch bei Patienten mit sog. Nierenhochdruck zur Senkung des Blutdrucks. Hierzu liegen Untersuchungen an der Berliner Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation (Charité) vor. Sicher sollten  Nierenkranke vorher ihren Arzt darüber konsultieren. Wesentlich ist, dass nach der Sauna oder ausnahmsweise zwischen den Saunagängen ausreichend getrunken wird.

    Nach ärztlicher Beratung können Nierenkranke im kompensierten Zustand also mit eingeschränkter aber noch ausreichender Nierenfunktion in die Sauna. Der Vorteil liegt weniger in der Tatsache, dass vermehrt Schlacken ausgeschieden werden und damit die Arbeit der Nieren unterstützt wird als in der deutlichen Senkung eines erhöhten Blutdruckes.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Erkältung

    Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko für Erkältungen beim Saunabaden?

    Wiederholt stellen sich Saunabesucher die Frage, ob sie sich bei Personen, die sich – wissentlich oder unwissentlich – in der Sauna aufhalten und an einer Erkältung erkrankt sind, anstecken können. Besteht hier eine akute Ansteckungsgefahr oder werden die Krankheitserreger in der Saunawärme abgetötet?

    Generell ist dies weniger eine Frage der Hitzebeständigkeit der Erreger als der Bedingungen in der Saunakabine und des Verhaltens der Saunabesucher im Schwitzraum.

    Der Deutsche Sauna-Bund hat hierzu wiederholt Stellung genommen. Besucher mit „akuten Erkrankungen der Atemwege“ (das ist die wissenschaftliche Bezeichnung für so genannte Erkältungskrankheiten) sollten mit Rücksicht auf die anderen Saunagäste bei starkem Husten und Schnupfen öffentliche Saunabäder nicht aufsuchen. Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, sich während des 8 bis 15minütigen Aufenthalts in der Saunakabine anzustecken, es sei denn, dem Betreffenden fehlt jegliche Hustendisziplin und die anderen Gäste werden immer wieder angehustet. Das Risiko ist an anderen Orten, z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, viel größer.

    Die Frage, ob Bakterien und Bazillen – und sinngemäß müssten hier auch die Rhinoviren als Erreger der meisten „Erkältungskrankheiten“ hinzu genommen werden - Temperaturen über 80 °C überstehen, kann wie folgt beantwortet werden: Die meisten Bakterien werden in der Tat ab 60 bis 80 °C abgetötet. Für die Rhinoviren trifft dies ebenfalls zu; oberhalb 60 °C beträgt ihre Lebensdauer weniger als eine Stunde. Etwas anders verhalten sich Bazillen, die als Sporenbildner 100 °C überleben. Sie kommen aber in der Sauna nicht vor!

    Fazit
    Große Angst vor Ansteckung ist also unbegründet. Gerade zur Herbst- und Winterzeit sollte man auf die Sauna nicht verzichten, denn schließlich ist sie ein bewährtes Mittel, um Erkältungskrankheiten vorzubeugen. Immerhin haben 76 % der 16.762 Befragten der im Jahr 2000 vom Deutschen Sauna-Bund durchgeführten Umfrage in öffentlichen Saunabädern ausgesagt, dass sie als Saunagänger nicht oder nur selten Erkältungskrankheiten bekommen.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Fußpilz

    Wie beuge ich „tinea pedis" vor?

    Nach den langjährigen Erfahrungen des Deutschen Sauna-Bun­des sollten in diesem Zusammenhang vor und nach dem Saunagang konsequent einige wichtige Regeln zur Vorbeugung gegen „tinea pedis" beachtet werden:
     

    • Immer die Zehen-Zwischenräume (vor allem dort zeigen sich häufig die Mykosen) und die auch gelegentlich befallenen Fuß­sohlen mit einem - eigenen - Extratuch oder Frottierlappen gut abtrocknen. Einfach zu entsorgende Papiertücher oder Toilettenpa­pier erfüllen den gleichen Zweck. Diese Empfehlung gilt in beson­derer Weise auch im häuslichen Bereich nach dem Duschen.
    • Wer Bedenken hat, in einer fremden Saunaanlage barfuss zu laufen, sollte nur eigene sorgsam gereinigte und ausschließlich zum Saunabesuch verwendete Badesandalen tragen.
    • Auf eine konsequente Vorreinigung besonders im Anal- und Ge­nitalbereich ist im eigenen und im Interesse der anderen Badegäs­te großer Wert zu legen, desgleichen auf sorgfältiges Schweißabspülen nach den Schwitzgängen.

    Diese einfachen Verhaltensregeln haben sich über einen langen Zeitraum bis heute überaus bewährt. Die natürliche Schutzfunkti­on der Haut ist beim Saunabaden durch die aufgequollene Haut, die teilweise abgetragene äußere Hornschicht, den manchmal veränderten pH-Wert durch Schweißbildung und Kondenswasser etwas eingeschränkt. Dennoch besteht kein Grund zur Aufregung, da nachgewiesenermaßen die allgemeine Abwehrlage des Kör­pers durch regelmäßiges Saunabaden verbessert und die Durch­blutung an Zehen, Fingern, den Ohren und der Nase intensiviert werden. Nicht nur das „Gefäßtraining" der Hautblutgefäße, son­dern auch ein intaktes Immunsystem erhöhen die Chancen auf „pilzfreie" Füße. Nach Abschluss des kompletten Saunabades können die Füße mit einer rückfettenden nährstoffhaltigen Creme oder einem Hautfunktionsöl noch zusätzlich eingerieben werden. Nach Ansicht von Professor Tiefenbrunner sollten aber auf gar keinen Fall „vorbeugend" antimykotische und rezeptfrei in der Apotheke zu bekommende Salben, Tinkturen oder ähnliches ver­wendet werden. Der Berliner Mykologe Professor Tietz rät bei un­behandeltem akutem Pilzbefall insbesondere der Fußsohle - auch
    im Interesse der anderen Saunagäste - dringend von einem Saun­abesuch ab, um eine mögliche Infektionsquelle von vornherein auszuschalten. Eine Mykose der Zehen-Zwischenräume ließe sich eventuell noch selber behandeln, seien aber die Sohlen oder die Nägel betroffen, müsse in jedem Fall ein Facharzt aufgesucht werden.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Genitalpilz

    Darf ich mit Genitalpilz die Sauna besuchen?

    Bei dem Versuch, die Frage zu beantworten, ob eine Frau mit Scheidenpilz die Sauna besuchen darf oder sollte, können wir uns nicht auf gesichertes Wissen stützen. Es gibt dazu keine speziellen Untersuchungen. Man wird sich also an dem allgemein zur Sauna bekannten Wissen orientieren müssen.

    Zunächst einmal ist bekannt, dass Wärme akute Entzündungsprozesse aktivieren kann. Liegen also derartige Zeichen vor (z.B. Schmerzen, Brennen, Ausfluss oder auch Hinweise für eine Entzündung im Blut), so verbietet sich der Saunabesuch. Meist handelt es sich bei Pilzinfektionen im Genitalbereich aber um chronische Erkrankungen mit nur geringer oder fehlender Symptomatik. Hier könnten Ganzkörperüberwärmungen milden Grades, wie sie auch die Sauna bietet, durchaus positiv wirken, da sie die Durchblutung und Immun-Abwehr steigern.

    So weit, so gut.

    Bei der Erörterung der Frage darf aber nicht vergessen werden, dass man im Allgemeinen eine Sauna nicht allein für sich zur Verfügung hat, sondern diese mit anderen Menschen teilt. Pilzerkrankungen im Genitalbereich sind potenziell übertragbare Krankheiten, wenn sie auch meist über den Geschlechtsverkehr übertragen werden. Selbst wenn eine Infektion über die Sauna mehr als unwahrscheinlich ist, so hat der Badbetreiber es doch - sollte der Saunabesuch der betreffenden Frau und ihre Erkrankung, aus welchen Gründen auch immer, publik werden - mit einer Fülle höchst unangenehmer verdeckt oder offen geführter Diskussionen zu tun. Diese werden mit Fragen nach der Anregung des Schweißflusses und der Sekretionen im Genitalbereich und einem damit evtl. verbundenen vermehrten "Ausspülen" von Krankheitserregern beginnen und bei dem beliebten Streitthema "Liegt das Handtuch zum Sitzen auch richtig herum oder kann ich mich sonst womöglich über den Umweg der Saunabank anstecken?" enden. Die psychologisch bedingten Ängste vor einer Ansteckung und das Unbehagen der anderen Saunagäste sind dabei weitaus größer als eine reale Infektionsgefahr. Sie dürfen aber nicht ignoriert werden. Potenziell sind sie geschäftsschädigend.

    Aus den genannten Gründen müssen wir einer Frau mit Scheidenpilz selbst bei Fehlen akuter Krankheitssymptome vom Besuch einer öffentlichen Sauna deutlich abraten. Anders mag es im häuslichen Umfeld bei Benutzung einer privaten Sauna aussehen.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes & Priv.-Doz. Dr. med.  Angelika Brenke, Hautärztin

  • Genussmittel

    Was bewirken Alkohol, Nikotin, Genussmittel und Drogen in der Sauna?

    Ein weitgehendes Tabuthema im Zusammenhang mit den Saunawirkungen ist der Alkoholkonsum. Was bewirken selbst kleinere Mengen Alkohol? Unter anderem stellt Alkohol die Blutgefäße der Haut weit und lähmt ihre Engstellung – das natürliche „Gefäßspiel“ in Gefolge von Warm- oder Kaltreizen funktioniert also nicht mehr. Das „Üben“ dieses Gefäßspiels und damit der Kreislauf- und Wärmeregulation – ein besonderer gesundheitlicher Vorteil der Sauna - ist also nicht mehr wirksam. Alkoholgenuss vor oder zwischen den Saunagängen könnte somit den erwünschten Saunaeffekt verhindern und außerdem Kreislauffehlregulationen begünstigen (Blutdruckabfall nach dem Saunaaufenthalt). Am ehesten sind daher kleinere Alkoholmengen nach dem letzten Saunagang, zumindestens für den Nicht-Kraftfahrer, zu tolerieren.

    Das Rauchen (Nikotin und andere Inhaltsstoffe) zählt zu den am häufigsten „selbst verschuldeten“ Krankheitsursachen. Die Folgekrankheiten reichen von chronischer Bronchitis über Bronchialkarzinom, Herzinfarkt, Schlaganfall, Raucherbein bis hin zu anderen Organkrebsen. Trotzdem rauchen heute noch 39 % der Männer und 31 % der Frauen in Deutschland und 15,8% der Saunabesucher zählen sich nach eigener Aussage zu den stärkeren Rauchern.

    Nikotin verengt kurzfristig die Gefäße und erhöht somit den Blutdruck. Außerdem werden die Flimmerepithelien der Schleimhäute der Bronchien gelähmt, weswegen eingedrungene Schadstoffe nicht in ausreichendem Maße nach außen befördert werden können. Hinzu kommt, dass während und kurz nach dem Saunaaufenthalt die Schleimhautdurchblutung durch die Wärmewirkung erhöht ist und somit eine verstärkte Aufnahme von Nikotin und anderen Schadstoffen erfolgt. Rauchen während des Saunabadens ist also sehr gesundheitsschädlich. Für den starken Raucher ergeben sich, wenn er während des Saunabesuchs auf den Tabakkonsum verzichtet, aber keine Nachteile durch die Wirkungen des Saunabades. Im Gegenteil, da die Saunawärme die Gefäße der Haut erweitert, den Blutdruck senkt und die Flimmerepithelien angeregt werden, kann hier sogar ein positiver Effekt vermutet werden. Sinnvollerweise könnte man die Sauna sogar in Raucher-Entwöhnungsprogramme einbauen, da – ähnlich wie beim Rauchen – die Stimmung durch die Saunareize positiv beeinflusst wird und es somit leichter fallen könnte, auf den „blauen Dunst“ zu verzichten.

    Von vielen Menschen fast nicht mehr als Suchtmittel angesehen wird der Kaffee. Gegen einen moderaten Genuss ist nichts einzuwenden, unmittelbar vor einer Saunaanwendung sollte dies jedoch unterbleiben, da Coffein Pulsschlag und Blutdruck erhöht und sich der Einfluss mit der Saunawirkung überlagern kann. Außerdem wird die Ausscheidung von Flüssigkeit durch Kaffee forciert, was sich ebenfalls mit Saunawirkungen decken kann und bei empfindlichen Personen Kreislaufprobleme auslösen könnte.

    Andere Drogen wurden im Zusammenhang mit der Saunanutzung nicht untersucht oder beobachtet. Es muss nicht besonders auf deren zum Teil lebensgefährliche Wirkungen hingewiesen werden, die den Konsum unverantwortlich erscheinen lassen. Beispielhaft soll hier die Modedroge Ecstasy genannt werden, die nicht nur einen Anstieg der Körpertemperatur hervorruft, sondern auch die Abkühlung des Körpers verhindert (Irvine 2001). Ein Saunabesuch nach Ecstasy-Einnahme könnte durchaus tödlich verlaufen.

    Tipp: Alkohol und Sauna vertragen sich schlecht - am ehesten können kleinere Mengen am Ende des gesamten Saunabades getrunken werden.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes

  • Hämorrhoiden

    Was ist beim Saunabaden mit Hämorrhoiden zu beachten?

    Bei akut entzündeten Hämorrhoiden muss vom Saunabaden abgeraten werden, da die Erhitzung des Körpers und das Schwitzen die geschwollenen Hämorrhoidalknoten und das oft damit verbundene Analekzem reizen können. Kühlen mit Kaltwasser ist auf jeden Fall gut. Gegen das Saunabaden bei abgeklungenem Reizzustand  ist nichts einzuwenden.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Hautpackungen

    Werden Bestandteile von Packungen (Meeresalgen, Salz, Schlamm oder Moor) von der Haut aufgenommen?

    Bei den Spa-Anwendungen für den Körper unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Wirkungen, die erreicht werden sollen. Zum einen soll Feuchtigkeit zugeführt und Feuchtigkeitsverlust verhindert werden, zum anderen gibt es Behandlungen, die Entschlacken und Entwässern zum Ziel haben - zum Beispiel in den Problemzonen und bei Cellulite. In beiden Fällen stellt die Haut eine natürliche Barriere dar, die es zu überlisten gilt.

    Moleküle mit sehr geringem Molekulargewicht oder eine hohe Konzentration der Wirkstoffe erleichtern den Übergang in die Haut. Auf jeden Fall lockert Feuchtigkeit die Hornschicht so auf, das sie durchlässiger wird - gute Durchfeuchtung während der Behandlung ist eine wichtige Grundvoraussetzung, um positive Ergebnisse zu erzielen. Auch die Zugabe von Wasser z. B. in Form von Dampf kann die Penetration von Molekülen in die Haut verbessern. Bei den entschlackenden, entwässernden Anwendungen ist der Weg genau umgekehrt. Hier wird der Haut das Wasser entzogen.

    Bei allen Spa- und Wellness-Behandlungen geht es aber nicht nur um die direkt sichtbare oder messbare Wirkung, sondern auch um den Stress abbauenden und entspannenden Wohlfühl-Effekt. Massagen, Aromen, Atmosphäre in der Behandlung und die Regelmäßigkeit dieser persönlichen "Auszeit" tragen nicht in unerheblichem Maße zum Effekt jeder Behandlung bei.

    Andrea Weber, Leiterin des Forschungs- und Innovations-Zentrums von BABOR COSMETICS, Aachen

  • Hautporen

    Öffnen sich die Hautporen durch Saunabaden?

    Über die Poren der Haut hat wohl jeder eine Vorstellung – meist ist sie aber nicht sehr präzise. Landläufig werden darunter Öffnungen in der Hautoberfläche verstanden, denen verschiedene Funktionen zugeschrieben werden. Mancher nimmt an, dass die Haut über die Poren atmet, was medizinisch aber nicht nachvollziehbar ist. Man hört auch, dass sich Poren in Wärme öffnen und bei Kälte verschließen können. So wenden Kosmetikerinnen heiße Kompressen an, um die Poren der Haut zu öffnen. Daher ist die Frage verständlich, ob sich Poren in der Saunawärme erweitern. Was ist an diesen Vorstellungen nun medizinisch wirklich nachvollziehbar?

    Zunächst ist festzustellen, dass man zwei Arten von Poren in der Haut unterscheiden kann. Zum einen haben wir es mit den relativ kleinen, mit bloßem Auge nicht zu erkennenden Ausführungsgängen der über 2 Millionen Schweißdrüsen zu tun. Diese werden im Dienste des Wärmehaushaltes in der Saunawärme aktiviert. Dabei wird über die Ausführungsgänge vermehrt Schweiß ausgeschieden. Zu einer aktiven oder passiven Erweiterung der Ausführungsgänge kommt es jedoch nicht, da dafür die notwendigen Strukturen wie Muskelfasern fehlen. Voraussetzung für die vermehrte Schweißsekretion ist die Durchblutungssteigerung der Haut in Wärme.

    Eine andere, allerdings mit bloßem Auge sichtbare Art von Poren sind die Ausführungsgänge der Talgdrüsen. Diese münden in der Regel in einen Haarfollikel. Es gibt aber auch reine Talgdrüsenfollikel. Anlagebedingt sind die Talgdrüsen mehr oder weniger stark ausgebildet, was im ersten Fall verantwortlich für ein großporiges Aussehen der Haut ist und außerdem mit dem Hauttyp zusammenhängt (Veranlagung zu viel oder wenig Talgproduktion und damit zu fettiger oder trockener Haut). Kommt es zu einer Verengung der Ausführungsöffnung infolge einer Verhornungsstörung, bilden sich die bekannten „Mitesser“ (sog. Komedonen). Bei ihrem gehäuften Auftreten besonders in der Pubertät  hat man es mit dem Bild der Akne zu tun, besonders, wenn es zu einer Entzündung mit roten Knötchen und Pusteln gekommen ist.

    An den Ausführungsgängen der Talgdrüsen gibt es ebenfalls keine Struktur, die einem Schließmuskel ähnlich wäre. Allerdings gibt es im Bereich des Haarbalgs einen kleinen Muskel, der das Haar bei Kälte aufrichtet. In unserer stammesgeschichtlichen Entwicklung hatte dies den Sinn, das Fell aufzubauschen und damit die Isolation gegen Kälte zu verbessern. Gleichzeitig wird die Talgdrüse dabei entleert, um die Haut zu fetten und das Frieren dadurch zu verringern. Beim Menschen hat dies wegen des nur rudimentär ausgebildeten Haarkleides kaum noch eine praktische Bedeutung. Sichtbar ist aber immer noch die damit verbundene „Gänsehaut“. Es ist denkbar, dass sich dabei – also in Kälte – auch die Poren verengen.

    In Wärme dagegen wird der Talg in den Ausführungsgängen erweicht und damit seine Absonderung gefördert. Dies ist mit ein Grund für eine Saunaempfehlung bei Neigung zur Akne. Der Talg wird im Schweiß emulgiert. „Erweitert“ werden die Poren dabei aber nicht.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes & Priv.-Doz. Dr. med.  Angelika Brenke, Hautärztin

  • Herzschrittmacher

    Darf ich mit meinem Herzschrittmacher in die Sauna?

    Herzschrittmacher sind eine segensreiche Entwicklung. Sie sind im Laufe der Zeit auch immer kleiner, technisch ausge­reifter und sicherer geworden. Eine Reihe elektrischer Störungen am Herzen, die früher zur Leistungsminderung führten oder sogar lebensbedrohlich waren, können durch Implanta­tion eines geeigneten Herz­schrittmachers ausgeglichen werden. Meist wird wieder eine ungehinderte Teilnahme am all­täglichen Leben möglich, was auch Saunabaden einschließt.

    Was ist beim Saunabaden aber anders als im üblichen Leben? In der Sauna ist es heißer. Aber vor einer Überhitzung des Schrittmachers braucht man keine Angst zu haben, denn durch das Schwitzen wird Ver­dunstungskälte frei und das Gewebe um den Schrittmacher sowie das Blut werden nicht viel wärmer. Der Schrittmacher muss ja auch eine im echten Sin­ne innere Erhitzung von 40 °C und darüber aushalten, nämlich bei hohem Fieber. In den Anfän­gen der Schrittmacher-Zeit galt noch die Empfehlung, einen feuchten Waschlappen über die Implantationsstelle zu legen, wenn man in den Schwitzraum ging. Heute kann man sagen, dass ein Saunabad von 10 Minu­ten und einer Hitze von 85 °C in Deckenhöhe ohne Störung der Schrittmacherfunktion vertra­gen wird.

    Bei diesen günstigen Aussagen über die Robustheit eines Herzschrittmachers sollte nicht vergessen werden, dass die Grundstörung, die letztlich zum Einpflanzen eines Herzschrittmachers führte, bei vielen Krankheitsbildern durch den Schrittmacher nicht behoben wurde, sondern dass lediglich die elektrischen Folgeerschei­nungen einer Grunderkrankung behandelt wurden. Es kommt also weniger auf den Herz­schrittmacher an, ob man Saunabaden darf, sondern mehr auf die Grunderkrankung. Nach eigenen sehr ausführlichen Untersuchungen an Patienten mit zum Teil schwerwiegenden Herzerkrankungen konnten wir glücklicherweise keine zusätzli­che Bedrohung durch einen Saunabesuch feststellen. Bei diesen Untersuchungen war die Saunatemperatur auf 80 °C ein­gestellt worden und die Ver­suchspersonen saßen 10 Minu­ten lang auf der untersten Stufe. Die einzige kritische Situation, die wir beobachten konnten, war der Lagewechsel, vom Liegen über das Sitzen zum Stehen. Hier kam es häufiger einmal zu Herzrhythmusstörungen. Des­halb sollte man, wenn man im Liegen sauniert, sich langsam aufsetzen, zwei Minuten sitzen ­bleiben und dabei die Fersen heben. Die Wadenmuskulatur wird dadurch entspannt und im Gefolge wird das Blut der Beine durch die Wadenmuskulatur zum Herzen zurückgetrieben; es versackt nicht nach unten.

    Kri­tisch könnte noch das Tauch­becken sein. Es wurden bei anderen Untersuchungsgruppen überhöhte Blutdruckspitzen gemessen. Wir haben bei unse­ren Untersuchungen vorsichts­halber das Tauchbecken gemie­den und stattdessen eine vor­sichtige Abkühlung mit dem Kneippschlauch und an­schließender Bewegung an fri­scher Luft durchgeführt.

    Prof. Dr. med. Klaus-D. Hüllemann, ärztl. Direktor der Klinik St. Irmingard, 83209 Prien am Chiemsee

  • Höchstalter

    Bis zu welchem Alter kann man in die Sauna gehen?

    Generell gibt es gegen das Saunabaden im fortgeschrittenen Alter nichts einzuwenden. In öffentlichen Saunabädern ist es nicht erstaunlich, zahlreiche Menschen im Alter von über 70 Jahren anzutreffen. Dabei steht bei diesen Saunagästen nicht unbedingt der Gesundheitsgedanke im Vordergrund. Geselligkeit, Unterhaltung, Abwechslung im Alltag und eine gewisse Tradition sind ihnen oft wichtiger. Dennoch sind die zahlreichen gesundheitlichen Vorteile der Sauna besonders für ältere Menschen beachtlich.

    Auswirkungen auf ältere Menschen
    Der positive Einfluss regelmäßigen Saunabadens älterer Menschen ist am ehesten an der Haut zu erkennen. Die altersbedingten Rückbildungsprozesse der Haut, die durch Wasserverarmung des Gewebes und den dadurch verringerten Zelldruck entstehen, zeigen sich in einer faltigen, runzeligen und oft trockenen Haut. Hier wirken sich die mehrmalige Durchblutungssteigerung der Haut durch die Wärme während eines Saunabades, ihre umfassende Durchfeuchtung und die Stoffwechselanregung infolge der Temperaturerhöhung im Hautorgan – was der Zellneubildung zugute kommt –günstig aus.

    Durch regelmäßiges Saunabaden werden die Schweißdrüsen trainiert, so dass selbst 70-Jährige die übliche Schweißmenge von 30-40 g/min verlieren und von einer geminderten Tätigkeit der Schweißdrüsen in aller Regel nicht gesprochen werden kann. Das starke Schwitzen erweist sich übrigens als nützlich, auch in Bezug auf die Entfernung der „Schlacken“, die mit zur altersbedingten Einschränkung der Beweglichkeit beitragen.

    Wie bei allen anderen Saunagängern auch sind das Training der Blutgefäße im Hautorgan im Sinne von „Abhärtung“ und die Infektvorbeugung durch die vermehrte Bildung von Abwehrstoffen insbesondere auch für ältere Saunabenutzer wichtig, da sie meist zu einer größeren Infektanfälligkeit neigen und mehr Zeit zu ihrer Bewältigung benötigen.

    Einen weiteren Vorteil bringt dem älteren Menschen das Saunabad wegen der damit verbundenen vegetativen Umstimmung. Die Anregung des vegetativen Nervensystems durch die thermischen Reize der Sauna mit den positiven Folgen für Entspannung und Erfrischung sowie der nach dem Bad eintretenden längeren Erholungsphase haben darüber hinaus günstige psychische Auswirkungen auf die manchmal labile Stimmungslage älterer Menschen.

    Das regelmäßige Saunabaden kann helfen, die Lebensqualität des Menschen im Alter merklich zu verbessern. Selbstverständlich gilt auch im Alter, dass sich bei bestimmten Krankheiten das Saunabaden von selbst verbietet. Saunaverbote erfolgen immer aufgrund akuter Erkrankung – wozu oft Entzündungen gehören – und bei einigen chronischen Krankheiten.

    Wegen der im Alter verminderten Absonderung von Hauttalg sollten ältere Menschen direkt nach Abschluss des saunabadens ihre Haut mit einer geeigneten Fettcreme pflegen.
    Werden regelmäßig altersbedingt Medikamente eingenommen und bestehen krankheitsbedingte Zweifel an der „Saunatauglichkeit“, sollte auf jeden Fall der behandelnde Arzt zu Rate gezogen werden.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Honig- & Salzaufgüsse

    Sind Honig- oder Salzaufgüsse nützlich?

    Bei so genannten Salz- oder Honigaufgüssen wird die Haut mit Salz bzw. Honig abgerieben. Wenn man sich mit Salz die Hautoberfläche abreibt, entsteht durch die Körnung des Salzes ein Peelingeffekt. An der oberen Haut locker anheftende Hornzellen werden abgeschilfert. Dabei handelt es sich nicht, wie viele glauben, um totes Horn. Der Effekt ist, dass durch die Abschilferung Signale aus der obersten Hautschicht an untere Regenerationsschichten der Haut ausgesendet werden, die eine Zellerneuerung und damit Regeneration der Haut anregen.

    Darüber hinaus werden die Poren der Haut geöffnet, Schweiß und Talg können besser abfließen. Außerdem werden überschießende Verhornungen reduziert. Gleichzeitig wird ein Massageeffekt erzielt, der die Durchblutung fördert und den Lymphstrom anregt. Daher ist es empfehlenswert, an Armen und Beinen möglichst in Richtung des Herzens zu streichen. Die Anwendung sollte auf der feuchten Haut während oder nach dem Saunagang erfolgen.

    Bei der Anwendung von Salz ist zu beachten, dass dieses nicht in die Augen und nicht in Wunden gelangt. Ein nachteiliger Effekt ist nicht zu erwarten, auch nicht auf den Säureschutzmantel der Haut. Lediglich Patienten mit trockener und empfindlicher Haut wie z. B. Neurodermitis-Patienten sollten diese Anwendung nur vorsichtig durchführen oder vermeiden, da sonst Reizungen provoziert werden können.

    Honig wird gern zur Pflege der Haut benutzt. Man schreibt ihm heilende, keimabtötende und pflegende Wirkung zu. Allerdings dient die Haut dem Körper als Schutzschild vor eindringenden Stoffen. Große Moleküle können daher meist nicht in die Haut gelangen. Allenfalls lagern sie sich an die Hornschicht der Haut, d.h. der obersten Hautschicht, an und wirken dadurch pflegend. Eine weitergehende Wirkung auf tiefere Hautschichten durch Eindringen von Inhaltsstoffen ist nicht zu erwarten. Dies gilt allerdings für praktisch alle Hautpflegeprodukte, auch wenn die Industrie häufig etwas anderes suggerieren will. Ob tatsächlich ein nennenswerter Effekt durch Wirkstoffe des Honigs beim Einreiben während eines Saunabades eintritt, ist fraglich. Der größte Anteil wird wahrscheinlich unter der kalten Dusche wieder abgewaschen. Ein Effekt kann noch am ehesten erzielt werden, wenn vor der anschließenden Ruhephase die Haut mit Honig eingecremt wird. Durch das Eincremen wird gleichfalls der Lymphstrom angeregt, die Durchblutung gefördert. Nachteilige Effekte sind nicht zu erwarten. Auch die oft gehörte Behauptung, dass der Honig die Schweißdrüsen verstopft und das Schwitzen behindert, ist nicht korrekt. Der Honig vermischt sich mit dem Schweiß und wird hierdurch verdünnt. Eine Verstopfung der Schweißdrüsen ist dadurch nicht zu erwarten.  Eine besondere Vorsicht bei Hautproblemen und Wunden ist ebenfalls nicht notwendig.

    Allerdings ist peinlich darauf zu achten, dass in öffentlichen Saunabädern der Saunaraum durch Salz oder Honig nicht verschmutzt wird. Klebrige Saunabänke sind unangenehm. Außerdem sollte vor Benutzung eines Kaltwassertauchbeckens sowohl das Salz als auch der Honig abgewaschen sein. Wahrscheinlich ist ohnehin die Anwendung des Salzes oder des Honigs in einem Dampfraum wegen der besseren Reinigungsmöglichkeit angebrachter.

    Dr. med. Johannes Gutwald, Arzthaus in Zürich und St. Gallen/ Schweiz, Hautarzt-Allergologie

     

  • Indikation & Kontraindikation

    Kann Sauna heilen?

    Mit zunehmendem Gesundheitsbewusstsein wird in der Öffentlichkeit immer wieder die Frage gestellt, was der Einzelne zur Verbesserung seiner Gesundheit und gar zur Überwindung von Krankheit beitragen kann. Als eine Möglichkeit, den Körper in seinen Reaktionen zu unterstützen und damit Krankheit abzuwehren bzw. aufzuhalten, wird auch das Saunabaden genannt. Die Frage ist dabei nicht, ob Saunabaden zur Gesunderhaltung beitragen kann, sondern, ob es eine Möglichkeit ist, neben anderen Maßnahmen auch Krankheiten zu heilen oder den Verlauf günstig zu beeinflussen.

    Den Anspruch, direkt in krankheitsverursachende Prozesse einzugreifen, also spezifisch wirksam zu werden, darf man nur in seltenen Fällen erwarten; möglich ist es jedoch, und darauf kommt es bei chronischen Erkrankungen an, die Pflege allgemeiner Funktionen des Organismus wie Wärmehaushalt, Schlaf, Kreislauf usw. zu fördern. Sie sind Voraussetzung für Wohlbefinden und gesundheitliche Stabilität des Körpers. Im Unterschied zu einer spezifischen Therapie spricht man hier von Allgemeinbehandlung oder Pflegemaßnahmen.

    Unterstützende Maßnahme
    Dass von der Körperpflege sehr viel abhängt, hat bereits im Mittelalter in zahlreichen sog. Gesundheitslehren - den „regimina sanitatis“ - ihren Niederschlag gefunden. Erst jetzt, da man eingestehen muss, dass auch einer spezifischen auf die Krankheitsursachen ausgerichteten Behandlung Grenzen gesetzt sind, bekommen naturgemäße Anwendungen im Rahmen der Allgemeinbehandlung wieder zunehmend Bedeutung. Vorreiter für diese Heilverfahren hat es schon immer gegeben, auch an Universitäten in Deutschland. Programmatisch war z. B. die Bezeichnung des Lehrstuhls an der Berliner Charité in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts als „Naturgemäße Heil- und Lebensweisen“. Damit wurde unterstrichen, dass Lebensweise und Krankheitsbewältigung in einem engen Zusammenhang zu sehen sind.

    An der Charité wurden auch erste Untersuchungen zur Langzeitwirkung des Saunabadens bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen durchgeführt. Inzwischen wird Saunabaden als unterstützende Maßnahme bei zahlreichen Erkrankungen empfohlen, bei denen die sog. Schulmedizin sich lange dagegen ausgesprochen hat.
    Sauna - also ein Allheilmittel? Sicher ist sie das nicht, aber es gibt Wirkungen, die auf den Verlauf einer Krankheit einen günstigen Einfluss haben und für das Lebensgefühl bei vielen chronischen Krankheiten von Bedeutung sind.

    Wirkfaktoren

    Für Saunaprofis ist es keine Frage: Saunabaden betrifft in erster Linie die Regulation des Wärmehaushalts. Es ist der umfassende, den ganzen Körper, einschließlich der Atemwege, beanspruchende Wärmeansturm, der durch Wasseraufgüsse noch forciert werden kann und durch Kalt- bzw. Wechselreize unterbrochen wird. Dies alles führt schließlich zu einer kurzen milden Überwärmung von ungefähr 1° C.

    Wärmezufuhr bedingt, dass der Organismus mittels Kreislauf und Schwitzen versucht, dieses Zuviel an Wärme wieder abzugeben. Umgekehrt wehrt sich auch der Körper gegen Wärmeverluste in der Abkühlungsphase, wo er sich durch entgegen gerichtete Kreislaufreaktionen abschirmt. Durch wiederholtes Saunabaden werden daher die Reaktionen des Wärmehaushalts und das in seinem Dienst stehende Herz-Kreislauf-System trainiert.

    Das Betreten einer normal geheizten Saunakabine bedeutet für den Körper prinzipiell einen Stress. Es entsteht eine Situation, deren Ablauf festgelegt ist und eigentlich dem Schutz des Körpers dient. Stress kann also unter natürlichen Bedingungen normal sein. Phylogenetisch, d. h. nur aus der Entwicklung der Menschwerdung zu erklären, handelt es sich um das sinnvolle Zusammenspiel des vegetativen Nervensystems einschließlich seiner humoralen Komponenten u. a. der Katecholamine  Adrenalin und Noradrenalin aus der Nebenniere. Der Alarmreaktion, die vom sympathischen Nervensystem gesteuert wird, folgt eine Erholungsphase in der der andere Zügel des vegetativen Nervensystems, der Vagus die Oberhand bekommen hat. Das Einzigartige am Saunabaden ist, dass die durch Hitze in Gang gesetzte Alarmreaktion durch Kaltreize wieder gedämpft  wird. Erst nach dem Saunabad erholt der Badegast sich richtig. Zu bedenken ist, dass die Stressbelastung in der Sauna  einen natürlichen Reiz darstellt, der nicht mit sog. Disstress (z. B. durch Überlastungs- oder Angstsituationen) zu vergleichen ist. Regelmäßiges  Saunabaden führt schließlich zu einer nervlichen Umstimmung, wenn sich die Alarmreaktionen abschwächen und im vegetativen Tonus der Vagus dauerhaft überwiegt.

    Darüber hinaus ist in der bis an die Schmerzgrenze gehenden Stimulation der Hautrezeptoren durch die heiße Luft ein weiterer Wirkfaktor zu sehen, der bisher in seiner Bedeutung noch nicht richtig erkannt wurde und der bei anderen Formen der Warmluftbäder fehlt. Ganz besonders wird das beim Aufguss spürbar. Das Gehirn als Zentrale erfährt auf diese Weise „verschärfte“ Informationen aus dem Körper, die in den  Gefühls- und Erlebniszentren  analysiert und bewertet werden. Dort findet die Entscheidung statt, ob Gefahr besteht oder Entspannung angesagt ist. Saunabaden wird bis auf wenige Ausnahmen, als angenehmes Erlebnis bewertet. Sicher spielen für das Saunaerlebnis auch die sog. Glückshormone (Endorphine), die unter dem Hitzestress der Sauna nachgewiesen werden konnten,  eine Rolle. Das erklärt auch zum Teil die schmerzlindernde Wirkung bei bestimmten  Schmerzarten.
    Zusammenfassend kann man sagen, dass der besondere Wert des Saunabadens darin liegt, dass die Ganzkörpererwärmung vielfältig in das funktionelle System des Organismus hineinwirkt. Untersuchungen zur  Aktivierung der Körperabwehr oder zum Radikalstoffwechsel stehen erst am Anfang. Auch lässt sich der Einfluss einer milden Saunahyperthermie auf die Endothelzellen, die die Blutgefäße von innen auskleiden und eine Schutzfunktion auf die Gefäße ausüben, noch nicht abschätzen.

    Empfehlungen für Kranke

    In Finnland fragt man nicht,  ob Kranke in die Sauna gehen dürfen. „Wer zur Sauna gehen kann, geht auch in die Sauna.“, sagt ein finnisches Sprichwort. Damit ist zweierlei gesagt: Krankheit muss nicht Hinderungsgrund für das Saunabaden sein und Saunabaden hat Grenzen, wenn nämlich Krankheit den  Patienten so schwächt, dass der Weg zur Sauna nicht mehr möglich ist. Das trifft besonders für akute Erkrankungen zu, bei denen nur im Ausnahmefall Sauna eine Indikation darstellt (zum Beispiel beim akuten Rückenschmerz). Die Rede ist also vom chronischen Verlauf von  Erkrankungen, vom Fortschreiten der Prozesse , Auftreten von Komplikationen und einem Abnehmen der Kräfte.
    Die Medizin unterscheidet bei den meisten Krankheiten drei Verlaufsstadien. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, kann man zusammenfassen, dass ein Stadium I erst den Beginn einer Chronifizierung darstellt und noch die Chance der Rückbildung bzw. Krankheitsstillstand einschließt. Dies trifft besonders zu, wenn Ursachen und Bedingungen (zum Beispiel auch die Lebensweise) entsprechend darauf abgestellt werden. Dagegen ist ein Stadium III durch Fortschreiten der pathogenetischen Prozesse charakterisiert und mit Komplikationen belastet. Hier ist dann eine sehr sorgfältige ärztliche Beratung gefragt, ob der Saunabesuch noch möglich ist. Im Zweifel kann der Arzt einen Belastungstest auf dem Fahrrad-Ergometer veranlassen, ob die festgelegte Grenze von 75 Watt als Dauerleistung noch erreicht wird. Unter Umständen kann man auch durch eine Probesauna die Verträglichkeit feststellen.

    Herz-Kreislauf-Erkrankungen

    In den entwickelten Industrieländern stehen bekanntlich die Herz-Kreislauf-Erkrankungen an erster Stelle der Erkrankungen, was vielfältige Ursachen hat. Sprachen sich vor wenigen Jahrzehnten noch die meisten Ärzte für Schonung der Patienten aus und meinten, von Sport und Bewegung und gleichfalls vom Saunabaden abraten zu müssen, so ist man heute aufgrund zahlreicher Studien der Ansicht, dass moderates Saunieren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Stadium I und unter Umständen auch im Stadium II möglich und sogar empfehlenswert ist. Das trifft im Einzelnen für Patienten mit hohem Blutdruck zu als auch für Patienten mit Durchblutungsstörung am Herzen (Koronarsklerose oder Angina pectoris). Voraussetzung ist in jedem Fall, dass die Belastbarkeit ausreichend eingeschätzt wird und die medikamentöse Behandlung Stabilität verleiht.

    Die Wirkfaktoren auf das Herz-Kreislauf-System einzig in der Erweiterung der arteriellen Blutgefäße zu sehen, und damit in einer Reduzierung des peripheren Kreislaufwiderstandes, was für das Herz“ Arbeit unter erleichterten Bedingungen“ bedeutet, ist sicher zu einfach gedacht. Gerade bei den Kreislauferkrankungen muss man die Gesamtwirkung der Sauna auf Seele, Geist und Körper in Betracht ziehen, die letztlich zu Entspannung und Wohlbefinden führt.
    Außerdem weiß man durch Untersuchungen einer japanischen Forschergruppe, dass die Funktion der Gefäßwände durch Sauna regeneriert wird und damit einer sog. „endothelialen Dysfunktion“ vorgebeugt werden kann.

    Atemwegserkrankungen

    Die Indikation zum Saunabaden für Patienten dieser Krankheitsgruppe erfordert aufgrund der spezifischen Beanspruchung der Atemwege in der Sauna eine besondere Besprechung. Man muss sich vergegenwärtigen, dass Luft durch Nase und Rachen in die Atemwege einströmt, die mit etwa 50 bis 90 °C zwei- bis dreimal über der Temperatur der Atemluft unter Normalbedingung liegt. Hinzu kommt der niedrige Wasserdampfgehalt der Luft, der einer Austrocknung der Schleimhaut Vorschub leisten kann. Es kommt also in der Sauna zu erheblicher Temperatur- und Flüssigkeitsverschiebung in der Schleimhaut. Dennoch passt sich die Schleimhaut der Atemwege an diese Bedingungen gut an. Im Endeffekt erwärmen sich die Atemwege, was auf Schleimproduktion, Abwehrleistung und auf Entkrampfung der Muskulatur der Bronchien einen förderlichen Einfluss hat. Nach dem Bad spüren viele Patienten eine Erleichterung ihrer Atmung. Eine besondere Wohltat ist das Einatmen der kalten Luft nach dem Saunakabinen-Aufenthalt. Darüber hinaus profitieren Patienten dieser Gruppe von der entspannenden und umstimmenden Wirkung des Bades. So gelten sowohl die einfache chronische Bronchitis als auch komplizierte, mit Verengung der Luftwege einhergehende Formen (chronisch obstruktive Lungenerkrankungen = COLD) sowie das durch Anfälle von Luftnot charakterisierte Asthma bronchiale als Indikationen für die Sauna.

    Allgemein akzeptiert ist die Anwendung der Sauna bei infektanfälligen Patienten, die immer wieder an grippeähnlichen Erkrankungen leiden. Hier gibt es eine Reihe von epidemiologischen Untersuchungen, die eine Infektstabilisierung sowohl im Kindes- als auch Erwachsenenalter belegen. Ursache ist neben einer verbesserten Durchblutung der Schleimhäute eine Stärkung unspezifischer immunologischer Abwehrvorgänge wie z.B. eine Anregung der sog. „Killerzellen“ im Blut oder eine Erhöhung des Interferontiters. Diese Vorgänge werden allgemein mit dem Begriff der „Abhärtung“ beschrieben.

    Rheumatischer Formenkreis
    Soweit nicht akute entzündliche Reaktionen bei rheumatischen Erkrankungen den Saunabesuch verbieten, hat die milde Erwärmung der Gewebe auf die chronischen schmerzhaften rheumatischen Prozesse eine günstige Auswirkung. Generell ist davon auszugehen, dass die Wärme zu verstärkter Durchblutung, besonders der oberflächennahen Gewebe und damit dort zur Steigerung des Stoffwechsels führt. Damit verbunden ist eine Aktivierung der lokalen Abwehrlage z.B. in den Gelenken. Auch die Freisetzung von Endorphinen und  die Lösung schmerzhaft verspannter Muskulatur sowie die unter Wärmeeinfluss verbesserte Dehnbarkeit des Bindegewebes (z. B. der  Faszien und Sehnen) tragen insgesamt zur wohltuenden Wirkung bei. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass eine Überforderung des Wärmehaushalts vermieden wird, was bei manchem der Rheumapatienten der Fall sein kann. Rheumapatienten sollten also gut in den richtigen Badeablauf eingewiesen werden.

    Nierenerkrankungen

    Von der Medizin anerkannte Indikationen für das Saunabaden bei Nierenerkrankung gibt es nicht, obwohl man sich von der allgemeinen Durchwärmung durchaus eine positive Rückwirkung auf die Nierenfunktion vorstellen kann. Wohl finden sich in der medizinischen Literatur einige Untersuchungen, bei denen Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, der sog. Niereninsuffizienz, günstig auf Saunabäder reagiert haben, vor allem im Hinblick auf den oft störenden Juckreiz. Es ist bekannt, dass durch das Schwitzen die Flüssigkeitsbilanz belastet wird, was aber auch  mit einer vermehrten Ausscheidung von Kalium verbunden ist. Zuletzt hatte auf dem internationalen Saunakongress in Aachen 1999 Wagner sehr detailliert darüber berichtet. Schon vor längerer Zeit war außerdem gezeigt worden, dass die bei beginnender Einschränkung der Nierenfunktion auftretende Blutdruckerhöhung durch Saunabäder ausgeglichen werden kann.

    Bei der ärztlichen Beratung muss auf jeden Fall über die Trinkmenge gesprochen werden, da es Patienten gibt, bei denen abhängig vom Stadium der Erkrankung einerseits reichliche Flüssigkeitsaufnahme angezeigt ist, andererseits aber auch stark beschränkt sein kann.

    Tumorerkrankungen
    Eine spezielle Indikation für das Saunabaden für Patienten mit Tumorerkrankungen gibt es nicht, etwa in dem Sinne, dass dadurch das Tumorwachstum aufgehalten werden könnte. Aber umgekehrt gibt es ebenfalls keinen sicheren Hinweis, dass Saunabaden die Tumorerkrankung ungünstig beeinflusst. Sicher ist jedoch, dass Patienten nach Abschluss spezifischer Behandlung, sei es Operation oder Chemotherapie, das Saunabaden beginnen oder wieder aufnehmen können. Dies ist von unschätzbarem Wert, da dadurch das Gefühl vermittelt wird, nach überstandener Krankheit wieder am Leben teilnehmen zu können. Der behandelnde Arzt muss entscheiden, wann der Zeitpunkt dafür gegeben ist.
    Hat sich ein anhaltendes Lymphödem  nach einer Tumoroperation eingestellt, ist vom Saunabaden jedoch abzuraten, da eine vermehrte Durchblutung eine größere Rückflusskapazität erfordert als von dem ohnehin überfordertem Lymphgefäßsystem geleistet werden kann. Im Einzelfall kann sich ein Lymphödem allerdings auch durch die Anwendung der Sauna verbessern, weil auch die Lymphgefäße durch die Wärme angeregt werden. Da die Gefahr einer Verschlechterung jedoch groß ist, kann aber auch für das Frühstadium des Lymphödems keine allgemeine Empfehlung ausgesprochen werden.

    Behinderungen

    Die Beratung von Patienten mit Behinderung, z. B. nach Schlaganfall oder nach Unfällen mit Wirbelsäulenverletzung und Querschnittslähmung setzt eine besondere Erfahrung voraus. Hier ist immer mit Komplikationen zu rechnen, die die Belastung in der Saunahitze einschränken. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass auch Patienten nach Schlaganfall bei stabiler Kreislaufsituation sich in der Sauna gut entspannen können und ihr Lebensgefühl wieder finden. Auf jeden Fall sind es Einzelentscheidungen, die zu treffen sind.
    Anders ist die Lage bei den Patienten, die durch einen Unfall eine Querschnittslähmung erfahren haben und Rollstuhlfahrer sind. Bei ihnen kommt es besonders darauf an, dass sie, wenn irgend möglich und keine zusätzlichen Komplikationen vorliegen, ein neues Lebensgefühl entwickeln. In Finnland übrigens ist Sauna fester Bestandteil in der Rehabilitation von Querschnittspatienten.

    Stoffwechselstörungen, Übergewicht und Diabetes

    Die Übergewichtigkeit, auch Adipositas genannt, muss primär weniger als Krankheit gesehen werden, sondern als eine komplexe Störung der Energiezufuhr bei entsprechender Anlage. Die Betroffenen haben,  solange das Übergewicht sich in Grenzen hält, keine spezifischen Symptome. Erst wenn durch die Gewichtszunahme das allgemeine Leistungsvermögen insbesondere das Herz-Kreislauf-System an die Grenze der Belastbarkeit kommt, können sich Einschränkungen für den Saunabesuch ergeben. Oft haben Patienten mit Übergewicht eine eingeschränkte Toleranz gegenüber Wärme. Das eigentliche Gesundheitsrisiko bei Adipositas entsteht aber durch Begleitkrankheiten u.a. hoher Blutdruck, Diabetes und Leberverfettung.

    Auf den Verlauf der Übergewichtigkeit oder, wie manchmal behauptet wird, um überschüssiges Fett zu verbrennen, hat die Sauna keinen Einfluss. Dennoch sollte Sauna in Gesundheitsprogrammen für Adipöse nicht fehlen aufgrund seiner guten Allgemeinwirkungen.

    Ähnlich muss die Indikation für Patienten mit Diabetes gesehen werden. Ein direkter Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel ist nicht anzunehmen, wohl aber profitieren diese Patienten von den unspezifischen Wirkungen des Saunabades. Da die Zuckerkrankheit hinsichtlich Ernährung und evtl. durch Komplikationen den Betroffenen eine gewisse Beschränkung auferlegt, bedeutet die Sauna eine Erweiterung ihres Lebensspielraums. Der Diabetiker soll schließlich lernen, ein so weit wie möglich normales Leben zu führen. Gegenanzeigen ergeben sich im Wesentlichen aus den Komplikationen, worauf R. Brenke in dieser Zeitschrift unlängst hingewiesen hat (Ausgabe 4/2003, Anm. d. Red.). Auf die Handhabung von Insulinpumpen  muss Rücksicht genommen werden.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Kältegefühl

    Mir ist kalt nach der Sauna, woran liegt das?

    Um die Entstehung des Kältegefühls erklären zu können, müssen einige Bedingungen der Temperaturregulationsmechanismen des menschlichen Organismus betrachtet werden. Die Temperaturempfindung eines Menschen wird über so genannte Thermosensoren vermittelt. Das sind Temperaturfühler, die sich in der Haut, aber auch an verschiedenen Stellen des Körperinneren befinden. Diese Temperaturfühler messen die in ihrer unmittelbaren Umgebung vorhandene Temperatur und leiten diese Information an bestimmte Strukturen im Gehirn weiter. Von dort aus werden dann Regulationsmechanismen in Gang gesetzt, aber auch die bewusste und subjektive Temperaturempfindung entsteht dort.

    Für die beschriebene Kälteempfindung könnten einerseits Veränderungen der Hauttemperatur verantwortlich sein, es könnte sich aber andererseits auch um eine Veränderung der subjektiven Temperaturempfindung handeln. Für die erstgenannte Erklärung würde das in der Anfrage beschriebene Kältegefühl in der Haut sprechen. Dieses Kältegefühl kann ein subjektives Empfinden sein oder es kann sich um eine objektiv messbare Abnahme der Hauttemperatur handeln.

    Die letzte Annahme kann dadurch geklärt werden, dass die Hauttemperatur mit Hilfe eines geeigneten Oberflächenthermometers unter vergleichbaren thermischen Umweltbedingungen  vor dem Saunabesuch und dann zu jenem Zeitpunkt gemessen wird, an dem das Kältegefühl auftritt. Sollte die Hauttemperatur dann wirklich niedriger sein, so käme als Ursache dafür in Betracht, dass das, nach jeder Wärmebelastung bei der nachfolgenden Abkühlung auftretende Zusammenziehen der Blutgefäße in der Haut bei der anfragenden Person kräftiger ausfällt als dies bei anderen Menschen der Fall ist. Dadurch gelangt weniger warmes Blut in die oberflächlichen Hautschichten und diese Regionen kühlen stärker ab. Dies wird von den Kaltfühlern in der Haut registriert und führt dann zu der beschriebenen Kaltempfindung.

    Letztlich sollte aber nicht vergessen werden, dass die Temperaturempfindung eines Menschen eine nicht unbeträchtliche subjektive Komponente enthält. Die beschriebene Kaltempfindung könnte daher auch damit im Zusammenhang stehen, dass die normale Umgebungstemperatur nach dem Wärmereiz als kälter empfunden wird als vorher. Dieses ist dann auf die geänderte Verarbeitung der Temperaturreize im Gehirn zurückzuführen.

    A. Univ. Prof. Dr. med Wolfgang Marktl

  • Kontaktlinsen

    Kann ich im Saunaraum Kontaktlinsen tragen?

    In Deutschland benötigt ungefähr die Hälfte der Bevölkerung eine Sehhilfe, um ausreichend scharf sehen zu können. Etwa 5 Prozent tragen zeitweise oder auch ausschließlich Kontaktlinsen. Dieser Anteil ist in den letzten 15 Jahren durch eine enorme Weiterentwicklung insbesondere auf dem Gebiet der Kontaktlinsenmaterialien ständig gestiegen. Die Kontaktlinse wird zu einer immer beliebter werdenden Alternative zur Brille.

    Wünscht ein passionierter Saunagänger seine Kontaktlinsen auch beim Saunabaden zu tragen, ist folgendes zu berücksichtigen:

    Durch die trocken-heiße Luft im Saunaraum kommt es zu einer deutlichen Erhöhung der Verdunstungsrate des Tränenfilms. Da die Kontaktlinse durch den Tränenfilm auf der Hornhaut „schwimmt“, kann ein Absinken des Tränenfilmvolumens zu Beschwerden führen. Das Beschwerdebild ist individuell sehr unterschiedlich. Es kann als Reiben, Drücken, Sandkorngefühl oder starkes Kratzen empfunden werden. Wenn der Saunagänger die Kontaktlinsen nicht herausnehmen will, kann das Tropfen von Tränenersatzflüssigkeiten Linderung bringen. Diese müssen wegen der häufig notwendigen Applikation konservierungsmittelfrei sein. Eine regelmäßige Nachbenetzung ist gegenüber einer Anwendung nach Bedarf vorzuziehen, da Missempfindungen vorbeugend verhindert werden können.

    Das Schließen der Augen im Saunaraum verhindert zwar eine erhöhte Verdampfung des Tränenfilms, bewirkt aber eine verminderte Sauerstoffversorgung der Hornhaut. Die Sauerstoffversorgung erfolgt fast ausschließlich über den Luftsauerstoff. Er ist in der Tränenflüssigkeit gelöst und „ernährt“ auch unter der Kontaktlinse die Hornhaut. Sind die Augen geschlossen, sinkt die Sauerstoffversorgung rasch auf etwa ein Drittel des Wertes bei geöffneten Augen ab.

    Allerdings sind auch Kontaktlinsen aus Silikonmaterial entwickelt worden, die eine sehr hohe Sauerstoffdurchlässigkeit haben. In Kombination mit Materialien, die eine hohe Wasserbindung und damit „tränensparende“ Eigenschaft haben – sog. Hydrogele –, stehen heute Kontaktlinsen zur Verfügung, die auch unter den trocken-heißen Bedingungen der Sauna eine weitgehend optimale Versorgung der Hornhaut mit Tränenflüssigkeit und Sauerstoff gewährleisten. Im Gegensatz zur UV-Strahlung, die Kontaktlinsenmaterial völlig zerstören kann, gefährdet die trocken-heiße Saunaluft oder die hohe Wärmestrahlung von den Holzflächen und den Ofensteinen das Kontaktlinsenmaterial selbst nicht.

    Glücklicherweise selten, aber umso gefährlicher ist eine Infektion des Auges, insbesondere der Hornhaut, beim Saunabaden. Das mögliche Erregerspektrum ist umfangreich und umfasst vor allem Bakterien und Pilze. Die Augen können in der Saunaanlage beim Duschen, beim Schlauchguss oder beim Abkühlen im Tauchbecken mit Krankheitserregern in Kontakt kommen. Eine der nach wie vor gefährlichsten Infektionen der Hornhaut ist diejenige mit Akanthamöben. Dauerhafte Sehverschlechterung durch Narbenbildung auf der Hornhaut bis zu einem infektiös bedingten Verlust der ganzen Sehkraft ist möglich. Gelangen nun potenzielle Erreger unter die Kontaktlinse und werden sie wegen des reduzierten Tränenfilms nicht ausreichend weggespült oder gelangen sie nach dem Saunabaden sogar noch in den Kontaktlinsenaufbewahrungsbehälter, ist eine Vermehrung innerhalb weniger Stunden möglich und es kann in diesen Fällen zu schweren Infektionen auf der Hornhaut kommen.

    Eine sehr einfache Möglichkeit den unmittelbaren Kontakt zum Wasser zu vermeiden ist das Tragen einer Schwimmbrille. Der Kontaktlinsenträger in der Sauna sollte sie daher beim Duschen und auch beim Tauchbad aufsetzen.

    Zusammenfassend ist aus medizinischer Sicht beim Saunabaden vom Tragen von Kontaktlinsen abzuraten. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die beschriebene Tränenfilmproblematik, die nicht nur zu einem eingeschränkten Tragekomfort der Kontaktlinse sondern auch zu einer Minderversorgung der Hornhaut mit Sauerstoff führen kann. Nicht zu unterschätzen ist auch das potenziell erhöhte Risiko einer Infektion des Auges beim Tragen von Kontaktlinsen. Die Kontaktlinsen sollten deshalb besser vor dem Saunabaden herausgenommen und nach Wiedererlangen der thermischen Homöostase des Körpers wieder eingesetzt werden.

    Wird auf das Tragen der Kontaktlinsen aus medizinischer oder ästhetischer Sicht nicht verzichtet, ist der unmittelbare Kontakt der Augen mit Wasser zu meiden. Hierfür kann eine Schwimmbrille getragen werden. Am sichersten im Hinblick auf eine Infektionsgefahr ist das Tragen von weichen Einmallinsen. Diese werden nach dem Saunabaden durch neue, saubere ersetzt. Auch formstabile Kontaktlinsen zeigen seltener Ablagerungen von Erregern, führen jedoch bei vermindertem Tränenfilm rascher zu Missempfindungen. Kontaktlinsen mit einer verlängerten Tragezeit (weiche Wochen- oder Monatslinsen) bedürfen einer peniblen Hygiene mit Reinigung, Desinfektion und Verwendung sauberer Kontaktlinsenbehälter nach dem Saunabaden.

    Beschwerden aufgrund des reduzierten Tränenfilms sollte der Saunagänger bereits vorbeugend durch die Applikation von konservierungsmittelfreien Tränenersatzpräparaten begegnen und/oder die Augen häufiger geschlossen halten.

    Neu entwickeltes Kontaktlinsenmaterial mit vermehrter Sauerstoffdurchlässigkeit und Wasserbindung sowie modifizierten Oberflächen, welche eine Abnahme des Infektionsrisikos bewirken können, ermöglichen bei verantwortungsvollem Umgang das Tragen von Kontaktlinsen auch in der Sauna.

    Jennifer Gramse, Fachärztin für Augenheilkunde

  • künstlicher Luftröhrenausgang

    Darf ich mit künstlichem Luftröhrenausgang in die Sauna?

    Auf die Frage, ob Saunabaden auch nach Verlust des Kehlkopfes möglich ist, haben wir bei einigen HNO-Ärzten nachgefragt und auch die Erfahrung des Bundesverbandes der Kehlkopflosen eingeholt. Übereinstimmende Meinung ist, dass das Saunabaden möglich ist.
     
    Es muss jedoch beachtet werden, dass durch den Verlust des Kehlkopfes der Totraum der Atemwege (Mund, Rachen, Luftröhre) kleiner geworden ist und damit der Ausgleich der Temperatur der eingeatmeten Luft reduziert ist. Dies kann zu stärkerer Austrocknung der Schleimhaut der tieferen Atemwege führen. Man kann sich dagegen schützen durch Aufsetzen einer so genannten Nase wie sie im Ausstattungsbesteck mitgeliefert wird. Es genügt aber auch ein angefeuchtetes Leinenläppchen auf dem Stoma. Außerdem sollte der Aufenthalt im Saunaraum nicht übermäßig ausgedehnt werden, also nicht länger als 10 Minuten! Das Tragen einer Metallkanüle verbietet sich von selbst.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • künstliches Fieber

    Löst das Saunabaden ein künstliches Fieber im Körper aus?

    Von vielen regelmäßigen Saunagängern wird die Sauna gerne als "künstliches Fieber" gesehen, wobei an die "Heilkraft des Fiebers" gedacht wird. Dies ist aus verschiedenen Gründen nicht korrekt. Die durch die Sauna erzeugte erhöhte Körperkerntemperatur unterscheidet sich grundlegend von Fieber. Bei der Sauna handelt es sich um eine von außen aufgezwungene Temperaturerhöhung, weil die Regelmechanismen des Körpers überfordert sind. Der "Sollwert" für die Körperkerntemperatur, der im Zwischenhinrn festgelegt ist, bleibt unverändert. Insofern wird der Körper alle Mechanismen in Gang setzen, um die erhöhte Temperatur wieder los zu werden.

    Beim krankheitsbedingten Fieber liegt dagegen eine Sollwertverstellung im Gehirn vor, die z.B. durch Bakterien oder deren Produkte - so genannte "Pyrogene" - verursacht wurde. In vielen Fällen stellt das eine sinnvolle Abwehrmaßnahme im Falle von Krankheiten dar, weil viele Krankheitserreger wärmeempfindlich sind und so leichter abgetötet werden können. Außerdem regt geringes Fieber die Abwehr an. Zu hohes Fieber kann aber das Herz und den Kreislauf überlasten.

    Eine Überwärmung („Hyperthermie“) des Körpers wird heute bei unterschiedlichen Zielen auf verschiedene Weise erreicht. Im Rahmen der Vorsorge ist das Saunabaden sicher die am meisten verbreitete und praktizierte Methode. Ergänzt wird sie durch Infrarot A-Verfahren, in der Medizin außerdem durch Überwärmungsbäder und Elektrotherapieverfahren wie Kurzwelle, Mikrowelle oder Dezimeterwelle. Ähnlich wie beim Fieber ist die Wirkung der Hyperthermie von der Intensität abhängig. Milde Hyperthermiegrade, wie sie auch in der Sauna üblich sind, stimulieren das Immunsystem, hohe Hyperthermie-Grade dämpfen es und werden auch zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt.

     Neben den schon beschriebenen prinzipiellen Unterschieden zwischen Hyperthermie und Fieber darf man nicht vergessen, dass viele Anwendungen mit Hyperthermie, insbesondere auch die Sauna, sich nicht auf die Wärmephase beschränken, sondern einen Wechselreiz darstellen. Kaltreize sind bei der Sauna unverzichtbar, im Interesse einer optimalen Wirkung sollen Wärmemaßnahmen immer mit einem Kaltreiz abgeschlossen werden. Bereits vor Jahrzehnten konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass ausschließliche Wärmemaßnahmen im Gegensatz zu einem Wechselreiz aus warm und kalt keine erwünschte, langfristig verbesserte Durchblutungsregulation der Haut zur Folge haben. Für den erwünschten Saunaeffekt kommt es also immer darauf an, die Sauna auch korrekt durchzuführen.

    Fieber und Hyperthermie haben zwar in manchem vergleichbare Wirkungen, ihre Entstehung und die Reaktionen des Körpers darauf sind jedoch völlig unterschiedlich. Den Begriff des "künstlichen Fiebers" oder des "Heilfiebers" sollte man daher im Zusammenhang mit der Sauna nicht verwenden.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes

  • Leukämie

    Ist Saunabaden bei Leukämie gefährlich?

    Ob Personen mit einer Leukämieerkrankung in die Sauna gehen können, oder ob davon abgeraten werden muss, ist leider nur sehr allgemein zu beantworten. Leukämien sind bösartige Erkrankungen des Blutsystems, die durch einen sehr unterschiedlichen Verlauf gekennzeichnet sind. Man unterscheidet akute Leukämien, die wegen des schweren Verlaufs für das Saunabaden überhaupt nicht in Betracht kommen und chronische Leukämien. Neben akuten Phasen gibt es hier, nicht zuletzt durch die moderne Therapie, oft jahrelang anhaltenden Stillstand (Remissionen). Die Betroffenen können und sollen daher ihr Leben so normal wie möglich gestalten. Ob dazu im Einzelfall auch das Saunabaden gehören kann, muss der behandelnde Arzt entscheiden. Seine Zustimmung hängt im Wesentlichen von dem Verlauf der Blutbildkontrollen und vom Allgemeinbefinden des Patienten ab. In einer beruhigten Phase dürfte gegen Saunabaden nichts einzuwenden sein. Extreme Hitzebelastungen sind aber sicher zu vermeiden, während ein mildes Saunabad entsprechend den Badeanleitungen des Deutschen Sauna-Bundes wohl kein Problem darstellt.

    Eine Beeinflussung des Krankheitsverlaufes ist aus heutiger wissenschaftlicher Sicht nicht anzunehmen; jedoch ist die Verbesserung des Allgemeinbefindens und der Stimmungslage sowie des allgemeinen Körperzustandes nicht zu unterschätzen.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Lymphknoten

    Ist Saunabaden nach der Lymphknotenentfernung gefährlich?

    Die Frage, ob Saunabaden nach einer Krebserkrankung empfohlen werden kann oder sogar davon abgeraten werden muss, wird oft gestellt. Manche Betroffene haben Angst, dass durch das Saunabaden die Tumorerkrankung aktiviert werden könnte, andere erhoffen sich eine bessere Kondition, Wohlbefinden und größere Chancen bei der Krankheitsüberwindung. Auch manche Ärzte sind unsicher mit der Saunaempfehlung, da sie offenbar die Wirkungen der Sauna nicht richtig einschätzen können und vor allem nicht wissen, dass die Kerntemperatur im Organismus im Saunaraum nur um etwa 1 °C ansteigt.

    Generell kann man davon ausgehen, dass Saunabaden nach Abschluss einer operativen Behandlung, einer Bestrahlung oder Chemotherapie wieder möglich ist. Ausnahmen wären z.B. Hautreizungen nach Bestrahlung oder ein Lymphoedem.

    Unter Lymphoedem versteht man eine Anschwellung von Arm oder Bein, die auftreten kann, wenn bei der Operation eine mehr oder weniger radikale Wegnahme der befallenen Lymphknoten notwendig war. Dabei werden die abführenden Lymphgefäße unterbunden, so dass der Abfluss der Gewebsflüssigkeit gestört wird. Die Ausprägung eines Lymphoedems kann sehr unterschiedlich sein. Bei den modernen Operationstechniken ist es heute jedoch möglich, das Gewebe weitgehend zu schonen. In manchen Fällen ist jedoch ein Lymphoedem nicht zu vermeiden. Dann ist eine Überwärmung des Armes z.B. durch Packungen, heiße Bäder oder Sauna nachteilig, da das Lymphoedem zunehmen kann. Das liegt daran, dass jede Erwärmung zu einer erhöhten Durchblutung im Gewebe führt, was als Kühleffekt zu verstehen ist, unabhängig davon, ob die nötige Kapazität zum Abfluss des Gewebewassers vorhanden ist.

    Bei geringfügiger Ausprägung des Lymphoedems kommt es auf einen Versuch mit der Sauna an. Aber generell nach einer Brustoperation, selbst nach Wegnahme einiger Lymphknoten, vom Saunabaden abzuraten, ist unseres Erachtens eine übertriebene Vorsicht. Trotzdem sollte der behandelnde Arzt gefragt werden, ob er Verdacht auf ein Lymphoedem hat.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Medikamente

    Was ist bei der Einnahme von Medikamenten und Genussmitteln zu beachten?

    Dank der modernen Medizin und veränderter Lebensumstände werden die Menschen und somit ebenfalls die Saunagäste heute immer älter. Oftmals werden aber im Alter (allerdings auch in jugendlichen Jahren) wegen chronischer Erkrankungen Medikamente eingenommen. Nach einer Studie aus dem Jahre 2000 nehmen immerhin 12,2 % der Männer und 17,4 % der Frauen zumindest einmal pro Woche Medikamente mit psychoaktiver Wirkung ein. Es ergibt sich also die berechtigte Frage nach möglichen Wechselwirkungen zwischen den Wirkungen der Sauna und denen von Medikamenten. Grundsätzlich ist mit dem behandelnden Arzt zu klären, ob die Grundkrankheit, die Anlass für die regelmäßige Medikamenteneinnahme ist, den Saunabesuch angeraten erscheinen lässt. Es sollten außerdem nicht die Augen davor verschlossen werden, dass für viele ein moderater Alkoholgenuss mit zum Saunaritual gehört und auch andere Genussmittel und Drogen weit verbreitet sind. Der vorliegende Beitrag soll die damit verbundene Problematik beleuchten, wenngleich systematische Untersuchungen dazu kaum vorliegen. Wegen der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medikamente und Drogen kann es sich nur um eine Auswahl handeln.

    Wechselwirkungen möglich
    Zunächst einmal erhöht der Aufenthalt im Saunaraum die Haut- und die Körperkerntemperatur. Dies kann auf der einen Seite zu einer beschleunigten Aufnahme von Medikamenten über den Magen-Darm-Trakt oder über die Haut führen und auf der anderen Seite die Verstoffwechselung beschleunigen. Eine erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems als Teil des Vegetativums kann sich mit der Wirkung bestimmter Stoffe überlagern. Auch die veränderte Durchblutung innerer Organe wie Leber oder Nieren kann die Ausscheidung von Medikamenten und anderen Stoffen beeinflussen und damit deren Wirkungen verändern. Noch wenig untersucht ist die mögliche gegenseitige Beeinflussung von langfristigen Anpassungserscheinungen, die bei regelmäßigem Saunabesuch auftreten, und dem Effekt von Medikamenten.

    Herz-Kreislauf-Medikamente
    Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen als Todesursache in Deutschland nach wie vor auf Platz eins der Statistik. Dabei vermag die Sauna z.B. beim Bluthochdruck und bei Durchblutungsstörungen des Herzmuskels in geeigneten Fällen einen positiven Beitrag zum Verlauf  dieser Erkrankungen zu leisten. Es ist also häufig damit zu rechnen, dass Saunagäste Herz-Kreislauf-Medikamente einnehmen.

    Besonders verbreitet sind die sog. Betablocker, die z.B. den Blutdruck und die Pulsfrequenz senken. Hier wird der im Saunaraum durch die Wärme bewirkte Pulsanstieg vermindert. Möglicherweise kann es auch zu einem verstärkten Blutdruckabfall nach dem Saunaaufenthalt kommen, weshalb man bei der Einnahme von Betablockern besonders auf die Kaltreize achten sollte. Andererseits haben Conradi und Winterfeld vom Berliner Klinikum Charité schon vor etlichen Jahren gezeigt, dass gerade beim Bluthochdruck Betablocker und Sauna einen positiven synergistischen Effekt haben. Manche Betablocker haben nämlich die Eigenschaft, die Gefäße zu verengen, was der eigentlich angestrebten Blutdrucksenkung entgegen wirkt. Regelmäßiger Saunabesuch kann diesen negativen Effekt dauerhaft durchbrechen, weshalb die Kombination Betablocker plus Sauna bei geeigneter Dosierung nicht nur toleriert, sondern sogar empfohlen werden kann.
    Modernere Herz-Kreislauf-Mittel sind die sog. Kalziumantagonisten und ACE-Hemmer. Für einen der Kalziumantagonisten (Diltiazem) existiert eine Langzeitstudie aus Finnland, die allerdings nachweist, dass sich der gefäßerweiternde Effekt der Sauna und des Diltiazems nicht potenzieren. Über negative Effekte wird nicht berichtet.

    Medikamentenpflaster
    Medikamentenpflaster werden dann eingesetzt, wenn es auf einen möglichst konstanten Medikamentenspiegel im Blut über einen längeren Zeitraum ankommt. Die verbesserte Durchblutung der Haut während des Saunabadens kann die Aufnahme derartig verabreichter Medikamente beeinflussen.

    Häufig werden Nikotinpflaster zur Raucherentwöhnung eingesetzt. Vanakoski und Mitarbeiter konnten 1996 zeigen, dass die Nikotinkonzentration im Blutplasma nach Saunabesuch mit einem derartigen Pflaster erhöht ist, was zu unangenehmen Nebenwirkungen führen kann. Deshalb wurde empfohlen, das Pflaster vor dem Saunabesuch zu entfernen. Neuere Pflaster, die zur Raucherentwöhnung angewandt werden, enthalten Substanzen, die bei entsprechender Veranlagung zu Herzrhythmusstörungen führen können. Da bis heute die Frage, ob Sauna zumindest bestimmte Rhythmusstörungen begünstigen kann, nicht endgültig beantwortet ist, sollte in der begrenzten Zeit, in der solche Entwöhnungspflaster verabreicht werden, der Saunabesuch besser unterbleiben.

    Weit verbreitet ist die Anwendung von Hormonpflastern zur Hormonersatztherapie bei Frauen in den Wechseljahren und zur Vorbeugung der Osteoporose, wenngleich diese Therapie in der letzten Zeit wegen möglicher Nebenwirkungen zunehmend kritisch gesehen wird. Zwar existieren keine Untersuchungen zur möglichen Beeinflussung des Hormonspiegels im Blut durch Saunabesuch mit Hormonpflaster, jedoch berichteten Erkkola u. Mitarb. 1991 über mögliche Hautreizungen im Bereich des Pflasters. Auch hier wird empfohlen, den Saunabesuch mit dem Aufbringen eines neuen Pflasters zu kombinieren.

    Chronische, anders nicht zu beherrschende Schmerzen werden zunehmend mit Schmerzpflastern behandelt, die als Inhaltsstoffe am zentralen Nervensystem  wirksame Opiatabkömmlinge enthalten. In diesen Fällen muss ebenfalls die Frage gestellt werden, ob die Grundkrankheit ein Saunabaden erlaubt und ob das Risiko einer möglichen Konzentrationserhöhung des Wirkstoffes durch eine beschleunigte Aufnahme gegeben ist. Außerdem ist zu raten, den Wechsel des Schmerzpflasters zeitlich mit dem Saunabesuch abzustimmen – also vor der Sauna das Pflaster zu entfernen und danach ein neues anzubringen.

    Besser untersucht sind Nitropflaster („Nitroglycerin“), die manchen Herzpatienten zur Behandlung der Angina pectoris verordnet werden. Ist die Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit ausreichend, so kann der Patient im Einzelfall durchaus die Sauna benutzen. Von den Medizinern Barkve u. Mitarb. konnte jedoch bereits 1986 gezeigt werden, dass die Blutplasmakonzentration von Nitroglycerin nach dem Saunabaden erhöht war, was vermehrt zu einer typischen Nebenwirkung dieses Präparates – dem Auftreten von Kopfschmerzen – führte. Das Pflaster sollte daher vor der Sauna entfernt werden, zumal die Sauna selbst das Herz eher entlastet.

    Zunehmend werden zur Behandlung von „Reisekrankheiten“ Pflaster eingesetzt, die als Wirkstoff Scopolamin beinhalten. Dieser Stoff beschleunigt u.a. als Nebenwirkung die Pulsfrequnenz, weshalb derartige Pflaster nicht vor einem Saunabad angewandt werden sollten.

    Eine Anmerkung sollte noch zur Behandlung von Hauterkrankungen mit Salbenpräparaten und anderen Externa gemacht werden. Erlaubt die Hauterkrankung das Saunabaden, so sollten die Präparate erst nach der abschließenden Ruhephase nach dem letzten Saunagang aufgetragen werden, um einerseits die Aufnahme durch die Haut überschaubar zu gestalten und andererseits ein Verdünnen und „Wegspülen“ durch den Schweiß zu vermeiden.

    Gespritzte und blutverdünnende Medikamente
    Sieht man von seltenen Erkrankungen einmal ab, so werden Präparate unter die Haut regelmäßig bei Diabetikern (Insulin) oder zur Thromboseprophylaxe (Heparin) verabreicht. Diabetiker gelten heute als „bedingt gesund“; d.h., sie nehmen aktiv am Leben fast ohne Einschränkungen teil und besuchen daher auch häufig die Sauna. Bedingt durch die bessere Durchblutung der Haut und des Unterhautfettgewebes ist die Insulinaufnahme zumindest bei schnellwirkenden Insulinen erhöht (Koivisto 1983). Dies bedeutet eine stärkere Blutzuckersenkung als gewohnt. Am besten ist es, nicht unmittelbar nach dem Spritzen die Sauna zu benutzen, ggf. kann die Verringerung der Dosis oder ein zusätzlicher Imbiss im Einzelfall hilfreich sein.

    Heparin zur Thrombosevorbeugung wird meist nur vorübergehend eingesetzt – in der Regel bei akuten Krankheiten oder Bettlägerigkeit. Ein Saunabesuch ist in diesen Fällen ohnehin  nicht angezeigt. Anders sieht es mit Tabletten aus, die langfristig zur Blutverdünnung bei Thromboseneigung, zur Verhütung eines Herzinfarktes, Schlaganfalls oder zur Behandlung von Durchblutungsstörungen im Bein verordnet werden. Systematische Untersuchungen zur Wechselwirkung mit der Sauna sind nicht bekannt, jedoch kann man beobachten, dass insbesondere bei Marcumar und ähnlichen Präparaten, weniger beim ASS (Aspirin) eine vermehrte Blutungsneigung bereits bei kleinen Verletzungen gegeben ist. Wenn wegen der Grunderkrankung der Saunabesuch also empfohlen oder zumindest toleriert wird, so ist doch besondere Vorsicht zum Schutz vor Verletzungen (Hautrisse, Prellungen) geboten.

    Für viele Medikamente liegen keine gezielten Untersuchungen vor und man kann sich nur an deren Wirkungsmechanismen orientieren. Manche Nitropräparate, wie sie für die Behandlung von Herzerkrankungen eingesetzt werden, können den Blutdruck senken und sollten nicht unmittelbar vor dem Saunabaden genommen werden. Noch mehr trifft das auf Nitro-Sprays zu, die im allgemeinen bei Bedarf eingesetzt werden und bei denen sich schon wegen des Anlasses (akuter Angina pectoris - Anfall) das Saunabaden verbietet.

    Entwässernde Medikamente („Diuretika“) sollten ebenfalls nicht unmittelbar vor einem Saunabesuch genommen werden, da insbesondere bei schnell wirksamen Präparaten Kreislaufreaktionen (Blutdruckabfall nach der Sauna) nicht ausgeschlossen werden können. Das gleiche trifft auf manche Asthma-Sprays zu, die als Nebenwirkung den Puls beschleunigen (sog. „Sympathikomimetika“). Cortison-Sprays dürften dagegen unbedenklich sein. Sog. „Neuroleptika“ beeinträchtigen die Temperaturregulation im zentralen Nervensystem und sollten daher nicht vor dem Saunabesuch eingenommen werden.

    Die meisten Medikamente vertragen sich nach derzeitigem Wissen also mit der Sauna, wobei man diese möglichst nicht kurz vor der Sauna einnehmen sollte. Im Zweifelsfall ist der behandelnde Arzt zu fragen. Wenig untersucht sind allerdings die langfristigen, in manchen Fällen sicher synergistischen Effekte zwischen Medikamenteneinnahme und Saunabesuch.

    Schlussfolgerungen für die Praxis:

    • Bei jeder langfristigen Medikamenteneinnahme: Beim behandelnden Arzt klären, ob die Grundkrankheit den Saunabesuch erlaubt.
    • Allgemein kann man den Rat geben, Medikamente möglichst nicht vor einem Saunabesuch (ca 1bis 2 Stunden) einzunehmen.
    • Herz-Kreislauf- und Blutdruckmedikamente vertragen sich meist mit der Sauna; Betablocker und Sauna lassen sich gut kombinieren.
    • Medikamentenpflaster sollten im Zusammenhang mit der Sauna erneuert und vor dem Baden entfernt werden.
    • Insulinspritzenden Diabetiker sollten nicht unmittelbar nach dem Spritzen un die Sauna gehen, gegebenenfalls die Dosis verringern oder etwas Zusätzliches essen.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes, * Unter Verwendung eines Vortrags von Katrina Kukkonen-Harjula, XII Int. Sauna-Kongress, Aachen 1999

  • Müde nach der Sauna

    Warum wirkt die Sauna auf einige Saunagänger erfrischend und andere werden müde?

    Grundlage der Saunawirkungen ist bekanntlich die Anwendung relativ intensiver thermischer Wechselreize. Wärme und Kälte, die von außen auf den Menschen einwirken, führen einerseits zu Veränderungen verschiedener Organfunktionen wie zum Beispiel des Herz-Kreislaufsystems und beanspruchen damit das vegetative Nervensystem, welches unabhängig vom Zentralnervensystem für die Steuerung der Organfunktionen zuständig ist. Andererseits werden die Temperaturreize aber auch bewusst empfunden und gewinnen auf diese Art und Weise über das somatische, den Körper betreffende Nervensystem Einfluss auf Wachheit und Verhalten.

    Die von der Körperoberfläche aufgenommenen Informationen über die einwirkenden Wärme- und Kältereize werden zur Verarbeitung verschiedenen Hirnarealen zugeleitet. Diese Hirnareale sind

    • der so genannte sensorische Cortex, der für die bewusste Wahrnehmung von Reizen zuständig ist;
    • das limbische System, welches mit der emotionalen Komponente der Reizwahrnehmung zu tun hat;
    • der Hypothalamus, der für die vegetative Thermoregulation verantwortlich ist.

    Daraus wird ersichtlich, dass von den thermischen Einflüssen während des Saunabadens komplexe Reaktionen im Organismus ausgelöst werden, wobei vor allem auf den verschiedenen Ebenen des Zentralnervensystems Verknüpfungen zwischen dem vegetativen und dem somatischen Nervensystem herausgestellt werden. Diese Verknüpfungen ermöglichen wechselseitige Beeinflussungen zwischen den Organfunktionen und den Funktionen des somatischen Nervensystems, zu denen auch der Wachheitszustand gehört.

    In älteren Untersuchungen des bekannten Schweizer Rheumatologen Prof. Victor R. Ott wurde ermittelt, dass es während eines Saunaganges zu einer dreiphasigen Veränderung in der Aktivität des vegetativen Nervensystems kommt.

    In der ersten Phase setzt mit dem Beginn des Wärmereizes eine so genannte trophotrope Reaktion ein. Sie ist gekennzeichnet durch eine Blutgefäßerweiterung in der Haut und den Atemwegen und durch den Beginn des Schwitzens. In dieser Phase überwiegt der Parasympathikus, jener Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Steuerung der Organfunktionen unter Ruhebedingungen zuständig ist und Erholungs- sowie Regenerationsvorgänge stimuliert.

    Mit der Zunahme der Überwärmung des Körperinneren, wird die Trophotropie durch eine ergotrope Phase abgelöst. Das bedeutet, dass der Sympathikus, der die Auseinandersetzung des Organismus mit Außenreizen ermöglicht, die Überhand gewinnt. Die Abkühlungen nach dem Aufenthalt im Saunaraum bedeuten für den Organismus eine plötzliche Auseinandersetzung mit einem neuen Außenreiz. Die ergotrope Phase wird dadurch verlängert oder sogar noch verstärkt.

    Einige Zeit nach der Abkühlung setzt dann eine länger andauernde parasympathikotone Phase ein, durch die der eigentliche Erholungseffekt eines Saunabades erklärt wird.

    Für die Beantwortung der Frage, warum die Sauna unterschiedlich auf die Wachheit wirkt, sind zwei Tatsachen von Bedeutung. Erstens erscheint es verständlich, dass ergotrope Phasen mit einer erhöhten Wachheit und trophotrope Phasen hingegen mit einer verminderten Wachheit einhergehen. Zweitens handelt es sich bei den beschriebenen Phasen des Saunabadeablaufes nicht um eine absolute Dominanz eines der beiden Systeme des vegetativen Nervensystems, sondern es werden immer beide Systeme aktiviert. Diese gemeinsame Stimulierung des Sympathikus und des Parasympathikus wird als amphotone Reaktion bezeichnet. In den ergotropen oder trophotropen Phasen dominiert dann das eine oder das andere System. Es kann daher vorkommen, dass bei einem Menschen während der Sauna eher der Sympathikus und bei einem anderen hingegen der Parasympathikus angeregt wird. Diese Annahme wird durch die Tatsache unterstützt, dass es in der Bevölkerung so genannte symathikotone und parasympathikotone Menschen gibt. Der Sympathikotone wird möglicherweise während und nach der Sauna eine stärkere und länger andauernde Aktivierung seines sympathischen Nervensystems und damit auch eine erhöhte Wachheit aufweisen. Beim Parasympathikoten ist das Gegenteil der Fall.

    Außerdem ist nicht auszuschließen, dass die unterschiedliche Aktiviertheit nach der Sauna auf einer verschiedenen Saunadurchführung beruht.

    Letztlich ist noch zu beachten, dass der Einfluss von Hormonen beim Saunabaden individuelle Folgen aufweist, was ebenfalls die unterschiedliche Wachheit nach dem Saunabaden erklären könnte. In diesem Zusammenhang ist eine Studie von Dr. Rainer Brenke aus seiner Zeit an der Poliklinik für Physiotherapie der Berliner Humboldt Universität interessant. Nach den Ergebnissen könnte der Grund für Schlafstörungen nach dem Saunabaden eine Umkehrung des 24-Stunden-Rhythmus der Schlaf fördernden Substanz P nach der Sauna sein. Üblicherweise steigt die Konzentration dieser Substanz im Blut am Abend an. Bei einem späten Saunabesuch kommt es jedoch nach einem kurzen vorübergehenden Anstieg zu einem Abfall. Es ist allerdings nicht bekannt, ob bezüglich dieses Verhaltens der Substanz P nach der Sauna individuelle Unterschiede bestehen.

    Für das unterschiedliche Wachheitsniveau nach dem Saunabaden kommen also mehrere Möglichkeiten in Frage.

    Univ. Prof. Dr. med Wolfgang Marktl

  • Nackt in der Sauna

    Warum muss ich in die Sauna nackt gehen?

    In Finnland, dem Mutterland der Sauna, schwitzen Männer und Frauen außerhalb des Familienverbundes nach Geschlechtern getrennt. In Deutschland wird in vielen öffentlichen Bädern gemeinschaftlich Sauna gebadet. Viele Bäder bieten aber auch separate Frauen- und Männerbadezeiten an.

    Generell wird nackt gebadet, und das aus funktionalen Gründen: die Wärmestrahlung in der Saunakabine soll die Haut ungehindert erreichen und die Schweißverdunstung soll nicht beeinträchtigt werden. Zudem ist es weder angenehm noch hygienisch, in einem Badeanzug zu schwitzen, der möglicherweise auch noch aus synthetischen Materialien hergestellt ist.

    Allerdings gilt auch hier: Andere Länder, andere Sitten. Wer beispielsweise in den USA oder Australien Saunabaden möchte, sollte Badebekleidung mitnehmen, wenn er bestehende Tabus nicht verletzen will. Am besten informieren Sie sich bei einem Auslandsbesuch über die bestehenden Sitten und Gebräuche in dem jeweiligen Land.

    Rolf-A. Pieper, Geschäftsführer des Deutschen Sauna-Bundes e.V.

  • Nierenerkrankung

    Darf ich mit nur einer Niere Saunabaden?

    Um die Frage zu beantworten, ob Patienten mit nur einer Niere in die Sauna gehen können, müssen primär die Ursachen abgeklärt sein. Es könnte z.B. sein, dass eine Niere aufgrund einer Tumorerkrankung entfernt wurde oder eine chronische Nierenerkrankung zum Verlust der Niere geführt hat.
     
    Auch auf die Auswirkungen, wenn nur noch eine Niere arbeitet, kommt es an. Im günstigen Fall kompensiert die verbliebene Niere die Funktion im vollen Umfang. Hier ergeben sich selbstverständlich keine Bedenken zum Saunabaden.
     
    Anderenfalls muss die Leistung der verbliebenen Niere durch Funktionsdiagnostik abgeschätzt werden. In der medizinischen Literatur finden sich einige Untersuchungen über das Saunabaden bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Um die Arbeit der Niere zu unterstützen, sollte allerdings schon zwischen den Saunagängen vermehrt getrunken werden. Ratsam ist es, mit dem Hausarzt darüber zu sprechen. Man sollte davon ausgehen, dass bei einem vollständigen Saunabad der Schweißverlust 0,5 bis 1 Liter beträgt, der ersetzt werden müsste.
     
    Die Frage muss also individuell entschieden werden. Durch die allgemeine Durchwärmung lassen sich durchaus positive Rückwirkungen ableiten, vor allem auf den Blutdruck, der u. U. bei Nierenerkrankungen erhöht ist.
     
    Sicher sollte darauf geachtet werden, die Abkühlphase moderat zu gestalten. Das Tauchbecken ist daher nicht zu empfehlen. Jede Auskühlung sollte vermieden werden.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Prothesen & Implantate

    Ist Saunabaden mit Endoprothesen bzw. Metallimplantaten möglich?

    In Deutschland werden pro Jahr etwa 100.000 künstliche Gelenke (Endoprothesen) und Metallplatten bei komplizierten Knochenbrüchen eingesetzt. Es ist verständlich, wenn daher immer wieder die Frage gestellt wird, ob nicht durch Erhöhung der Körpertemperatur in der Sauna für den Saunagast ein Risiko entstehen kann, zumal die Antworten vieler Ärzte eher vorsichtig sind und zur Zurückhaltung tendieren. Immer noch besteht Unsicherheit vor allem hinsichtlich der Implantate, die unmittelbar unter der Haut liegen, wie z.B. die Endoprothesen des Knie- oder Sprunggelenkes bzw. Verplattungen bei Frakturen des Unterschenkels. Dies hat uns veranlasst, dieses Problem noch einmal zu besprechen.
     
    3 Aspekte sind dabei von prinzipieller Bedeutung

    • Die Wärmeverteilung im Körper und damit die Frage, wie warm wird der Körperkern bzw. die Körperschale, wenn die Betreffenden sich ca. 10-15 Minuten in der Saunakabine bei Temperaturen von 80°C aufhalten?
    • Wie hitzestabil sind Endoprothesen, gleich ob aus Metalllegierungen oder Kunstharzen?
    • Wie hitzebeständig ist Knochenzement, der für den Einbau mancher Endoprothesen verwendet wird?


    Über die Weiterleitung der im Verlauf eines Saunabades aufgenommenen Wärme sind wir durch zahlreiche Untersuchungen gut informiert. Nach 15 Minuten ist die Kerntemperatur etwa um 1-1,5°C angestiegen. Der menschliche Organismus ist so eingerichtet, dass er die über die Körperoberfläche (man spricht in Bezug auf den Wärmehaushalt des Organismus von Körperschale) aufgenommene Wärme schnell verteilt. Außerdem wird durch Verdunstung von Schweiß die Überhitzung der Haut vermieden.

    Dies erklärt, dass sich trotz der hohen Lufttemperatur und der Wärmeabstrahlung von den Wänden der Saunakabine die Temperatur der Haut bei 42°C einpendelt. Daraus ist abzuleiten, dass einerseits Endoprothesen, die näher zum Körperkern liegen, sich dessen Temperatur annähern, sich also auch nur um 1°C erwärmen können. Diese Temperaturen werden übrigens bei ganz alltäglichen Situationen wie schnellem Laufen oder warmen Bädern oft erreicht. Andererseits können Metallimplantate, die direkt unter der Haut liegen, auch nur so warm werden wie die Haut selbst, also maximal 42°C. Von einem nassen Umschlag ist aber abzuraten, da die Wärmeleitung durch Wasser bekanntlich höher wird; ein Kühleffekt ist davon nicht zu erwarten.

    Zu den beiden anderen Aspekten wurden von uns einige Fachleute befragt. Übereinstimmend wird eine Hitzestabilität von etwa 200°C angegeben, was allein dadurch verdeutlicht wird, dass Endoprothesen und anderes Operationsmaterial bei 200°C sterilisiert werden. Dies trifft auch für Kunstharzmaterial zu.

    Auch die Festigkeit von Knochenzement ist unter Hitzeeinfluss nicht gefährdet. Abgesehen von der Tatsache, dass beim Abbinden von Knochenzement Wärme freigesetzt wird, die zu einem vorübergehenden Anstieg des umgebenden Gewebes auf ca. 60°C führt, gibt es Untersuchungen, dass der Zement auch höhere Temperaturen verträgt.

    Schlussfolgerung
    Die Frage nach einer Beeinträchtigung von Endoprothesen, Metallplatten bzw. Schrauben anlässlich von Saunabädern kann also eindeutig verneint werden. Auch im Fall oberflächlich gelegener Metallimplantate besteht keine Gefahr.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Saunaguss nach Kneipp

    Wie kühle ich mich richtig ab, mit dem Saunaguss nach Kneipp?

    Kaltwasseranwendungen sind ein wichtiger Bestandteil des Saunabadens. Das Wechselbad Sauna kombiniert kräftige Heiß- und Kaltreize und stellt auf diese Weise ein intensives Gefäßtraining dar, das  „abhärtend“ aber auch kreislaufanpassend, stoffwechselanregend und vegetativ stabilisierend wirkt. Nach dem wärmeintensiven Aufenthalt im Saunaraum  beginnt die Abkühlphase an der frischen Luft, um zunächst die Atemwege abzukühlen. Diese erste Abkühlung sollte kurz sein und darf keinesfalls zum Frösteln führen. Gleich danach erfolgt die zweite mit Kaltwasser. Dadurch ziehen sich unter anderem die Blutgefäße der Haut zusammen und die Herzfrequenz beruhigt sich. Hier empfiehlt sich neben der Schwallbrause alternativ der erweiterte Kneipp’sche Vollguss, der drei Zwecken dient: den Schweiß abspülen, Wärme entziehen und einen Kaltreiz auslösen. Dazu wird ein Gummischlauch mit einer Länge von mindestens 1,5 m und einem Durchmesser von ¾ Zoll oder ein Gießhandstück benötigt – ein gleichförmiger, weicher, voller Wasserstrahl, zirka vier bis fünf Zentimeter hoch, soll die Haut ummanteln. Die zweckmäßige Entfernung der Schlauchmündung vom jeweiligen Körperteil beträgt fünf bis zehn Zentimeter. Keinesfalls darf das Wasser auf den Körper aufprallen oder spritzen. Das Gusstempo ist etwas schneller als beim therapeutischen Kneippguss.

    Zuerst werden die Körperrückseite und dann die Vorderseite abgegossen. Der Guss beginnt stets auf der rechten Körperseite von der Peripherie (Füße, Hände) zum Rumpf hin ausgeführt. Man beginnt am rechten Fuß, führt den Wasserstrahl über Unter- und Oberschenkel zum Gesäß und an der Innenseite des Beines wieder abwärts. Das Gleiche geschieht mit links. Dann folgen rechte Hand – Arm – Schulter – rechte Rückenpartie bis zur Hüfte und die Wiederholung auf der linken Seite. Anschließend wird die Vorderseite in gleicher Weise abgegossen, und zum Schluss kommen Hals, Nacken und Gesicht an die Reihe.

    Vorsicht ist jedoch bei Neigung zur Auskühlung geboten. Kalte Füße sind  zu vermeiden. Auch sollte man nach dem Saunaguss nicht unbekleidet herumstehen. „Untrainierte“ mit einem labilen Kreislauf sollten nicht gleich mit dem Vollguss beginnen, sondern sich langsam durch Teilgüsse – Knieguss, Armguss, Schenkelguss – an den Wechselreiz gewöhnen. Vor dem Vollguss sollte die Herz- und Stirngegend abgekühlt werden.

    Alternativ kann das Tauchbecken benutzt werden, sofern vorher der Schweiß abgespült wurde und kein Befund auf krankhaften Bluthochdruck vorliegt.

    Wichtig für die Wiedererwärmung ist ein sich an die Abkühlmaßnahmen anschließendes zirka 40 Grad Celsius warmes, knöchelhohes Fußbad, da dieses die Blutgefäße im ganzen Hautgebiet wieder erweitert. Voll wirksam im Sinne eines gezielten Gefäßtrainings werden die Fußwärmbäder, wenn man sie mehrmals im Wechsel mit erneuten Kaltanwendungen durchführt. Sie fördern dann den Hautstoffwechsel und verbessern die Wärmeregulation des Körpers. Außerdem hat die schnelle Erweiterung des arteriellen Blutgefäßnetzes den Vorteil, dass die leicht erhöhte Körperkerntemperatur wieder auf den Normalwert sinkt.

    Kneipp’sche Wasseranwendungen eignen sich jedoch nicht nur zur Abkühlung in der Sauna, sie sind auch ein beliebtes Mittel zur „Abhärtung“ für die regelmäßige Anwendung zu Hause.  Befindlichkeitsstörungen und selbst Begleiterscheinungen von Krankheiten können damit gezielt behandelt werden: So ist der Abguss nach Kneipp vor allem bei Stoffwechselstörungen, Müdigkeit usw. besonders geeignet. Das warme Fußbad empfiehlt sich etwa bei Schlafstörungen und chronischen Infekten der oberen Luftwege, bei Abwehrschwäche oder chronisch kalten Füßen, da es durchblutungs- sowie schlaffördernd, beruhigend und – über einen Fernreiz – auch reflektorisch entspannend auf die Bauch- und Beckenorgane wirkt.

    Jeder Mensch jeden Alters, ob gesund oder krank, kann mit den Mitteln der Kneipp-Wassertherapie, fein dosiert, seine Abwehrfähigkeit und Lebensqualität verbessern sowie Körpergefühl und Wohlbefinden deutlich steigern.

    Dr. med. Robert M. Bachmann

  • Saunameister

    Welche Ausbildung brauche ich, um in der Sauna zu arbeiten?

    Der Beruf des Saunameisters ist nicht geschützt. Häufig arbeiten Fachangestellte und Meister für Bäderbetriebe in den öffentlichen Saunaanlagen. Mit Hilfe von Seminaren und Lehrgängen, können Sie sich für die, durchaus anspruchsvollen Aufgaben in der Sauna qualifizieren. 

    Die Akademie des Deutschen Sauna-Bundes bietet einen umfangreichen zweiwöchigen Lehrgang an:

    Zu den kundenorientierten Aufgaben von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern öffentlicher Saunabäder, Freizeitbäder, kommunaler Hallenbäder, Fitnessstudios, Wellness-Hotels und Sanatorien gehört es, die Gäste der Saunaanlagen mit der Badeform bekannt zu machen. Der intensive Saunameister-Lehrgang vermittelt mit einem Umfang von 78 Unterrichtsstunden fundiertes Fachwissen, um die Badegäste einer Saunaanlage gesundheitsorientiert beraten zu können.

  • Schilddrüsenunterfunktion

    Ist bei einer Unterfunktion der Schilddrüse vom Saunabaden abzuraten??

    Eine Unterfunktion der Schilddrüse, im medizinischen Sprachgebrauch Hypothyreose genannt, bedeutet, dass die Schilddrüse nicht in der Lage ist, ausreichend Hormon zu produzieren. Dafür kommen verschiedene Ursachen in Betracht, die vom Arzt abgeklärt werden müssen.

    Charakteristisch für die Unterfunktion ist u.a. allgemeine Müdigkeit, Antriebsmangel, Kälteempfindlichkeit und Verschwellung der Haut besonders im Gesicht. Insgesamt also bis auf das letzte Symptom, wenig charakteristische Erscheinungen.

    Generell wirkt sich der Mangel an Schilddrüsenhormon dahingehend aus, dass der Stoffwechsel insgesamt verlangsamt ist.

    Nach Klärung der Diagnose und der Ursachen ist heute die Therapie kein Problem mehr, da man Schilddrüsenhormon als Tablette einnehmen kann. Die Betroffenen sind dann wieder voll leistungsfähig. Die Frage, ob Saunabaden möglich ist, kann daher bejaht werden. Natürlich muss das verordnete Hormonpräparat regelmäßig eingenommen werden.

    Im Übrigen kann man von der allgemeinen Stimulation durch die Sauna auch eine Anregung des Hormonstoffwechsels erwarten und sich davon sogar eine positive Wirkung versprechen. Auch auf die Verquellung der Haut dürfte sich die vermehrte Durchblutung in der Sauna günstig auswirken.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Schlaganfall

    Darf ich nach einem Schlaganfall Saunabaden?

    Die Frage, ob ein Patient nach einem Schlaganfall, der auf eine Hirnblutung zurückzuführen ist, wieder in die Sauna gehen kann, ist schwer zu beantworten, da es immer auf den derzeitigen Zustand des Patienten und vor allem auf die Ursachen, die zu dem Ereignis geführt haben, ankommt. Aus der Sicht des Arztes ist eine Stammganglienblutung ein schweres Ereignis, so dass man eigentlich vom Saunabaden abraten würde. Es gibt jedoch Umstände, die es rechtfertigen, davon abzuweichen.

    Ist z.B. der Zustand des Betroffenen inzwischen so stabil geworden, dass er – abgesehen von der Behinderung durch die Halbseitenlähmung – sich vieles zumuten kann (kleine Wege, Duschen, Baden usw.), so würde man dem Versuch, wieder in die Sauna zu gehen, zustimmen. Dass der Betreffende dabei auf der unteren Stufe bleiben sollte, versteht sich bei einer Halbseitenlähmung von selbst.

    Als Voraussetzung ist zu beachten, dass der Blutdruck stabil eingestellt ist, auf einem angemessenen Niveau, und auch sonst keine „Herzattacken“, Schwindelereignisse bei Belastungen auftreten. Auch sollte die Verträglichkeit von Wärme z.B. beim Baden (Reinigungsbad) in Betracht gezogen werden. All das zu beurteilen, ist Sache des Hausarztes.

    Dieser sollte aber immer auch berücksichtigen, dass Saunabaden ein besonderes Wohlgefühl bewirkt, was für den Patienten wichtig ist und heilsam sein kann. Zu beachten ist übrigens auch, dass der Betroffene nicht allein ist. Dabei sollte Saunabaden nicht als große, risikoreiche Belastung eingeführt werden, sondern als normale Wohlfühlmaßnahme. Zusammengefasst ist man heute eher geneigt, dem Saunabaden in gewissen Grenzen zuzustimmen als grundsätzlich davon abzuraten.

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.



  • Schwangerschaft

    Saunabaden in der Schwangerschaft?

    Eine unkomplizierte Schwangerschaft stellt keinen Hinderungsgrund für das Saunabaden dar. Dieses gilt besonders dann, wenn die werdende Mutter bereits vorher das Saunabaden gewöhnt war. Der Saunabesuch kann dann prinzipiell bis zur Entbindung fortgesetzt werden. Hinweise für das Auslösen von Fehlgeburten oder das Auftreten von Komplikationen wurden nicht publiziert. Aus Finnland wird übrigens von Erleichterungen der Geburt bei regelmäßigen Saunagängerinnen berichtet. Eine bessere Dehnbarkeit der Gewebe wird dafür angeführt. Allerdings sollte eine Frau nicht unbedingt während der Schwangerschaft mit dem Saunabaden beginnen.

    Bei einer Erkrankung der Mutter muss jedoch individuell über den Saunabesuch entschieden werden. Manche Komplikationen leichterer Art in der Schwangerschaft wie z.B. ein moderater Bluthochdruck reagieren sogar positiv auf die Saunawirkungen. Dies trifft ebenfalls auf die Ausscheidung von Wasseransammlungen an den Unterschenkeln zu. Bei schwerwiegenderen Erkrankungen oder Komplikationen wie z.B. Schwangerschaftskrämpfe oder eine Nierenerkrankung sollte jedoch auf den Saunabesuch verzichtet werden.

    Mögliche Gefährdung des Kindes?
    Diskutiert wird über eine mögliche Gefährdung in erster Linie über Schädigungen des Erbmaterials und damit das Auslösen von Fehlbildungen in der Frühschwangerschaft. Diese Befürchtungen können jedoch vollständig ausgeräumt werden, wenn man sich vergegenwärtigt, dass mit solchen Schädigungen erst ab Temperaturen von deutlich über 40 °C zu rechnen ist. Derart hohe Kerntemperaturen werden aber beim Saunabaden nicht erreicht. Auch über andere mögliche Schäden des Kindes wie z.B. durch eine Blutumverteilung infolge des Saunabadens und eine damit schlechtere Durchblutung ist bisher nicht berichtet worden. Vom Saunabaden ist daher kaum eine Gefährdung für das Kind zu erwarten.

    Saunaanfängern unter schwangeren Frauen wird geraten, erst ab dem vierten Schwangerschaftsmonat damit zu beginnen.

    Schwangere Frauen mit einer bekannten Neigung zur Frühgeburt sollten im letzten Drittel der Schwangerschaft mit dem Saunabaden aussetzen.

     Wann dürfen Frauen nach der Entbindung wieder saunabaden?
    Nicht empfehlenswert ist das Saunabaden, so lange der Wochenfluss noch nicht beendet ist. Ebenso sollte der Organismus der jungen Mutter in einer Zeit, in der sich wesentliche Umstellungen vor allem im Hormonhaushalt abspielen, nicht unnötig gestört werden.  Spätestens nach einem Vierteljahr können junge Mütter wieder die Sauna besuchen.

    Sind Saunabaden und Stillen vereinbar?
    Grundsätzlich können Frauen während der Stillzeit durchaus in die Sauna gehen, obwohl einiges dabei zu bedenken ist. Bekanntlich befindet sich der menschliche Organismus mit seinen Funktionen in einem labilen Gleichgewicht, das durch die Arbeit seiner Systeme bzw. Organe stabilisiert wird. Das gilt ebenfalls für den Flüssigkeitshaushalt, der bestimmt wird von Flüssigkeitsaufnahme und  -abgabe. Ständig wird Wasser über Haut, Nieren, Lunge und Darm abgegeben und muss durch entsprechendes Trinken wieder ausgeglichen werden. Das Signal dazu gibt das Durstgefühl, obwohl auch Gewohnheiten und Rituale beim Trinkverhalten eine große Rolle spielen.

    Während der Stillzeit muss die Flüssigkeitsbilanz gleichfalls ausgeglichen sein. Stillende Mütter wissen, dass sie ausreichend trinken müssen. Der Flüssigkeitsverlust durch die Milchbildung ist auszugleichen, da sonst die Milchsekretion geringer wird.

    Durch ein Saunabad verliert der Körper durch Schwitzen, welches zur Regulierung der Körperkerntemperatur notwendig ist, etwa 1 Liter Flüssigkeit. Dieser Verlust wird normalerweise durch zusätzliches Trinken nach der Sauna ausgeglichen.

    Geht eine Frau während der Stillzeit in die Sauna, dann muss dieser zusätzliche Flüssigkeitsverlust berücksichtigt werden. Es ist also darauf zu achten, dass der Milchfluss nicht verringert wird. Um sich zu vergewissern, kann die Milchmenge durch Wiegen des Säuglings vor und nach dem Stillen bestimmt und im Bedarfsfall durch etwas Tee ausgeglichen werden.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Schwitzen

    Warum schwitze ich schlecht?

    Schwitzen hat im Sinne der Thermoregulation die Aufgabe, die Körpertemperaturen bei Wärmebedrängnis durch die Verdunstungskühle konstant zu halten oder zu senken. Schweiß verdunstet allerdings nur, wenn der Wasserdampfdruck der Luft geringer ist als der an der Hautoberfläche. Das ist im Saunaraum mit dem dort herrschenden trockenen Raumklima der Fall. Das Klima ist so trocken und heiß, dass der Schweiß, der sich zumeist kurz nach Betreten der Saunakabine auf der Haut ansammeln will, sofort verdunstet und unsichtbar bleibt. Dieses haben mehrere Tausend Teilnehmer der Saunameister-Lehrgänge in den vergangenen Jahrzehnten durch den zum praktischen Unterricht gehörenden Jod-Stärke-Test erfahren. Es kann also schon einige Minuten dauern, bis der Schweiß auf der Haut sichtbar ist. Die zunehmende Schweißproduktion während des Saunaraumaufenthaltes und die Anreicherung der der Haut anhaftenden Luftschicht mit Wasserdampf sind dafür dann verantwortlich. Generell ist zu beobachten, dass Männer oft stärker schwitzen als Frauen und Saunageübte mehr als Neulinge.

    Die Schweißproduktion kann übrigens durch ein warmes Fußbad unmittelbar vor dem Saunagang angeregt werden. Außerdem empfiehlt es sich, den Saunaraum mit trockener Haut zu betreten, denn sonst würde das Duschwasser auf der Haut zunächst verdunsten und kühlen.

    Eine falsche Schlussfolgerung ist es, wenn Badende meinen, in feuchteren Schwitzräumen wie dem Warmluftbad oder dem Dampfraum eher und stärker zu schwitzen. Bei den auf der Haut sichtbaren Wassertropfen handelt es sich um Kondenswasser aus der feuchten Raumluft.

    Also: Am besten schwitzt man im Saunaraum und wenn man regelmäßig Sauna badet.

    Rolf-A. Pieper, Geschäftsführer des Deutschen Sauna-Bundes e.V.

  • Silikonimplantate

    Darf ich mit Silikonimplantaten Saunabaden?

    Diese Frage wird sehr häufig von  den Betroffenen gestellt. Grundsätzlich gehören diese Probleme in das Aufklärungsgespräch  mit dem Arzt vor einer Operation. Dieser wird den Patienten sagen, dass Sie  nach einer Wartezeit zwischen 6 und 12 Wochen unbedenklich wieder in die Sauna, in die Sonne oder Sport treiben können.

    Allein ausschlaggebend für diese Wartezeit sind die Wund- bzw. Narbenverhältnisse. Wenn die Wundheilung und Narbenreifung abgeschlossen sind und keine verbliebenen Störungen vorliegen,  kann auch ein Patient mit Silikonimplantaten an allen Aktivitäten eines normalen Lebens teilhaben.

    Auf gar keinen Fall kann es zu einer oft befürchteten Überwärmung der Implantate kommen. Diese sind vom umgebenden Körpergewebe geschützt. Die Temperatur im Körperinneren erhöht sich beim Saunagang um etwa ein bis zwei Grad und an der Körperoberfläche um drei bis zehn Grad. In der Sauna schützt sich der Organismus durch Erweiterung der Blutgefäße in der Haut und durch das beliebte schwitzen gegen eine bedrohliche  Erhöhung der Körperkerntemperatur.

    Dr. Dr. Peter Karl

  • Sport & Sauna

    Ist der Saunabesuch für Sportler sinnvoll?

    Sport und Saunabaden ist eine seit Jahrzehnten bewährte Kombination. Zwar lässt sich eine unmittelbare Leistungssteigerung im Sport über das Saunabaden nicht erreichen, doch die konditionsstärkenden, prophylaktischen und therapeutischen Wirkungen der Sauna sind seit langem bekannt.

    Stärkung der Abwehrkräfte
    Der wesentliche Effekt der Saunawirkungen auf den Kreislauf wird im Funktionstraining der Blutgefäße der Haut gesehen, das auch bestehenden Regulationsstörungen entgegenwirkt. Das Einüben der Blutgefäße auf wechselnde Kalt- und Warmreize kommt besonders denjenigen zugute, die ihren Sport in der Natur ausüben und dabei häufig veränderten Witterungsbedingungen ausgesetzt sind. Überhaupt ist die Verbesserung der Abwehr gegen grippale Infekte und Erkältungskrankheiten durch die Bildung von Abwehrstoffen durch die Überwärmung des Körpers in der Sauna hervorheben. Wer viel Zeit und Kraft in große Trainingseinheiten investiert hat, möchte schließlich nicht durch eine Erkrankung im entscheidenden Augenblick außer Gefecht gesetzt werden. Viele Sportler bestätigen, dass dieses Risiko durch regelmäßiges Saunabaden germindert wird.
     
    Regeneration
    Die herausragende Bedeutung des Saunabadens für Sportler liegt jedoch in den Wirkungen der körperlichen und psychischen Entspannung sowie in dem positiven Einfluss auf die Regenerationsvorgänge. Insbesondere Spitzensportler mit täglich mehrstündigen Trainingseinheiten müssen die Muskelregeneration beschleunigen und die angefallenen Schlackenstoffe aus der Muskulatur abtransportieren. Der gesteigerte Stoffwechsel und die verbesserte Muskeldurchblutung beim Saunabaden verhelfen zu einem raschen Abbau von sauren Stoffwechselprodukten (z. B. Michsäure), die als Hauptursache für Ermüdung im Sport angesehen werden. Die Sauna zählt nach Ansicht von führenden Sportmedizinern neben Massagen, verschiedenen gymnastischen Übungen, Kälteanwendungen und Überwärmungsbädern zu den geeigneten Regenerationsmaßnahmen.

    Umfassende Erholungswirkungen erfolgen aber auch durch die wechselnden thermischen Reize auf das vegetative Nervensystem. Die Entspannung der Skelettmuskulatur in der Saunawärme, die Anregung der leistungsbetonten Nerven mit dem Gefühl der Frische bei den Abkühlungen und schließlich die länger andauernde Erholungsphase nach dem Saunabad sind geeignet, dem belasteten Sportler kurzfristig Erholung und Erfrischung zu verschaffen.

    Bewährt haben sich Saunagänge außerdem bei Sportverletzungen. Die Stoffwechselsteigerung und die leichte Überwärmung des Körpers begünstigen die Heilungsvorgänge bei kleineren Muskelverspannungen und –verletzungen.

    Tipps

    • Die sportlichen Betätigung sollte der Sauna immer vorausgehen.
    • Die Kreislaufbelastung der sportlichen Betätigung sollte immer erst abgeklungen sein, bevor mit dem Saunagang begonnen wird. Dies kann je nach Sportart bis zu einer haben Stunde Pause bedeuten.
    • Vorsicht bei Blutergüssen und frischen Verletzungen. Hier sollte mit dem Saunabaden so lange gewartet werden, bis die Gefäße wieder ganz verschlossen sind. Das kann bei größeren Verletzungen durchaus mehrere Tage dauern.
    • Sportler, die sich ausgiebig körperlich belasten, haben einen erhöhten Bedarf an Spurenelementen, Mineralien und Vitaminen. Dies betrifft nicht nur Spitzen- sondern auch Hobbysportler. Die schweißbedingten Mineralverluste können durch geeignete Fruchtsäfte und Mineralgetränke ausgeglichen werden.

    Deutscher Sauna-Bund e.V.

  • Thrombozytose

    Darf ich Saunabaden mit Thrombozytose?

    Ein Saunabesuch ist generell mit nur geringen gesundheitlichen Risiken verbunden; es dominieren bei weitem die positiven Aspekte - auch im Hinblick auf eine Vorbeugung oder positive Beeinflussung vieler Herz-Kreislauf- Erkrankungen.
     
    Dagegen besteht einer der wenigen, zumindest theoretisch bedenklichen Effekte darin, dass die Sauna vorübergehend die Blutgerinnbarkeit erhöhen könnte, also beim Kranken das Thromboserisiko gesteigert wird. Beim Gesunden hat das keinerlei Bedeutung. Dieser Effekt ist nach früheren Erkenntnissen nach ca. einer halben bis einer Stunde ausgeglichen. Ob eine erhöhte Blutgerinnbarkeit nur im Labor nachweisbar ist oder überhaupt schon zu relevanten Erkrankungen geführt hat, ist bisher nicht beschrieben worden. In diesem Zusammenhang ist die Frage zu sehen, ob bei einer erhöhten Zahl von Thrombozyten (Blutplättchen) vom Saunabesuch abgeraten werden sollte.
     
    Bei der Entstehung eines Thrombus und damit bei der Blutgerinnung spielen neben Faktoren aus dem Blutplasma und den Wandeigenschaften der Blutgefäße die Blutplättchen eine entscheidende Rolle. Die Frage nach einer erhöhten Blutgerinnbarkeit und damit einer zumindest theoretisch gegebenen möglichen Gefährdung durch Saunabesuch ist also durchaus berechtigt. Bei der Beantwortung kann man leider nicht auf direkte Untersuchungen und damit gesicherte Daten zurückgreifen. So muss man sich mit der medizinischen Logik und Analogieschlüssen begnügen.
     
    Im Einzelfall wird man folgende Fragen zu beantworten haben: Wie stark ist das Ausmaß der Thrombozytenerhöhung? Handelt es sich um eine eigenständige Erkrankung oder eine vorübergehende Reaktion auf andere krankhafte Prozesse im Körper (zum Beispiel Entzündungen)? Wie ist die Vorgeschichte des Patienten? Bestehen andere Erkrankungen wie ein Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte, die das Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen? Raucht der Betreffende? Wie sieht die Behandlung aus? Wird z. B. ein Medikament wie Aspirin eingenommen, das ein Zusammenklumpen der Blutplättchen aufhebt oder zumindest verringert? Erst die Zusammenschau der Antworten auf all diese Fragen lässt eine einigermaßen fundierte Beantwortung der Frage zu, ob überhaupt angenommen werden kann, dass ein erhöhtes Risiko der Blutgerinnung und damit ein erhöhtes Risiko durch Saunabesuch bestehen könnte. Bei einem sonst gesunden Menschen, der nicht raucht und nur eine leichte Erhöhung der Blutplättchenzahl aufweist, wird man ein Risiko weitgehend ausschließen können und keinesfalls vom Besuch der Sauna abraten. Bestehen dagegen deutlich erhöhte Thrombozyten-Zahlen (beispielsweise doppelt so hoch wie der obere Grenzwert der Norm) und liegen weitere Risikofaktoren vor oder kam es bereits zu einer tiefen Venenthrombose oder zu einem Herzinfarkt, so sollte man vom Besuch der Sauna eher abraten.
     
    Entscheidend wird also das persönliche Gespräch zwischen Arzt und Patient sein. Man darf allerdings festhalten, dass die vermuteten Gefahren durch einen Saunabesuch oft weit überschätzt werden. Daher muss man leider davon ausgehen, dass in den meisten Fällen aus Vorsicht bei einer vermeintlichen oder realen Erhöhung der Blutgerinnbarkeit von ärztlicher Seite vom Besuch der Sauna abgeraten werden wird.

    Priv.-Doz. Dr. med. Rainer Brenke, Ärztlicher Berater des Deutschen Sauna-Bundes

  • Trinken

    Wann sollte man den Durst in der Sauna löschen?

    Die Empfehlung des Deutschen Sauna-Bundes, das Trinken möglichst bis nach dem letzten Saunagang zu verschieben, geht auf  die Vorstellung aus der Volksmedizin zurück, dass kräftiges Schwitzen zu einer Entschlackung des Körpers führt. Mit dem Schweiß, so meint man, werden Stoffwechselendprodukte, Gifte usw. ausgeschieden und so der Stoffwechsel entlastet.

    Zur Erklärung muss man den Elektrolyt- und Wasserhaushaltes betrachten, um den Prozess des Schwitzens und der damit verbundenen Folgen für den Wasserhaushalt zu verstehen. Bekanntlich werden im Organismus bestimmte Funktionsgrößen in gewissen Grenzen konstant gehalten; so auch die Konzentration der im Blut gelösten Elektrolyte. Man bezeichnet dies als Homöostase. Dazu gehört übrigens auch die Körpertemperatur. Um  sie konstant auf einen Wert um 36,5°C zu halten, leitet der Organismus mit Betreten des Saunaraumes das Schwitzen ein. Schwitzen dient also in erster Linie der Konstanthaltung der Kerntemperatur.

    Für die Regulation des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes ist unter anderem ein Hormon des Zwischenhirns beziehungsweise der Hypophyse, das Adiuretin, auch antidiuretisches  Hormon  genannt, verantwortlich. Es wird ausgeschüttet, wenn im Blut die Konzentration der Elektrolyte anzusteigen beginnt. Seine Aufgabe ist die Einschränkung der Wasserausscheidung über die Nieren. Damit wird einem Konzentrationsanstieg im Blut entgegengewirkt, der bei sehr starkem Schwitzen eintreten könnte.

    Abgesehen von dieser hormonal gesteuerten Regulation des Wasserhaushaltes erfolgt bei vermehrtem Schwitzen ein verstärkter Abstrom von Gewebsflüssigkeit aus dem Zwischenzellbereich (Interzellularraum) in die Blutbahn, um einen Anstieg der Elektrolytkonzentration zu verhindern. Dieser erhöhte Flüssigkeitsstrom in das Blut ist die Grundvoraussetzung zu der in der Volksmedizin vertretenen Annahme einer Entschlackung durch  Schwitzen. Dabei sollen die in der Gewebsflüssigkeit gelösten Stoffwechselendprodukte wie unter anderem Harnstoff,  die man als „Schlacken“ bezeichnet, vermehrt in den Blutkreislauf gespült und auf diese Weise den Nieren zur Ausscheidung zugeführt werden. Ein reichliches Trinken vor der Saunanutzung würde diesen „Spüleffekt“ verhindern, da im Blut ausreichend Wasser für die Schweißbildung vorhanden wäre. Auch über die Schweißdrüsen werden, wenn auch nur in geringem Maße, Stoffwechselendprodukte und sogar Schwermetalle  ausgeschieden.

    Bei realer Einschätzung der mit dem Schweiß bei drei Saunagängen abgegebenen Flüssigkeitsmenge von einem halben bis einem Liter besteht für den Gesunden keine Gefahr, der man durch ein reichliches Trinken vorbeugen  müsste. Als Ausnahme gelten Nierenkranke und Patienten mit Nierensteinen. Man macht also nichts falsch, wenn man mit dem Trinken bis nach dem Saunabad wartet. Im Gegenteil, dem Gewebe wird kurzzeitig Flüssigkeit entzogen, die nach der Sauna durch Trinken wieder ersetzt wird. Auf diese Weise wird das Gewebe durchspült.

    Zusammengefasst: Das Schwitzen in der Sauna und der damit verbundene Wasserverlust spielen sich in einem ungefährlichen Bereich ab und bedürfen keiner vorhergehenden besonderen Flüssigkeitsaufnahme. Der durch das Schwitzen angeregte Flüssigkeitsstrom ist erwünscht und kann durch Trinken nach dem Saunabaden ohne Problem ausgeglichen werden. Dabei werden in geringem Maß auch „Schlacken“ aus dem Gewebe gespült.  Durch Schwitzen in der Sauna werden wichtige physiologische Umstellungen im Körper aktiviert, die unter den Lebensbedingungen unserer Zivilisationsgesellschaft nur selten trainiert werden. Also beim Saunabaden den Durst erst hinterher löschen!

    Prof. Dr. med. Eberhard Conradi (1932 -2015), ehemaliger Präsident des Deutschen Sauna-Bundes und ehem. Direktor der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation des Universitätsklinikums (Charité) der Berliner Humboldt Universität.

  • Venenkrankheit

    Ist die Sauna für Venenkranke zu empfehlen?

    „Heiße Sauna - und dann Venenpatienten?“ stutzt der Leser und erinnert sich, unlängst wieder eine Warnung der Beinleidenden vor warmem Klima und warmen Bädern gelesen zu haben. Es wird Zeit, erneut nachdrücklich auf einen Irrtum hinzuweisen. Denn es ver­geht kaum ein Monat, in dem nicht in Tageszeitungen oder Illustrierten bei chronischen Venenstörungen vor Wärmeanwendungen und Sauna gewarnt wird. Die Meldungen kom­men meist aus einer Quelle. Manchmal heißt es nur wie bei Dr. Taucher aus München, die Sauna sei „mit Vorsicht zu genießen“ - die der Wärme folgende Abkühlung sei allerdings - wie eine Kneippkur - günstig. Und Prof. Dr. Wienert, Aachen, kennt seine Saunafreunde: „Wenn sie es doch nicht lassen können, dann im Liegen und nicht im Sitzen schwitzen“ und gleich anschließend die Beine intensiv abkühlen.

    Tatsache ist jedoch, dass bei der Häufigkeit von Venenschädigungen (man nennt Zahlen von 30 bis 50 Prozent der Bevölkerung!) mit Hunderttausenden von Beinleidenden in unse­ren Saunas zu rechnen ist. Mit Sicherheit gehen diese Patienten nicht in die Sauna, weil sie sich eine Heilwirkung auf ihre Krampfadern versprechen, sondern trotz der Krankheit der vielen anderen guten Wirkungen wegen. Bei richtiger Badeweise gibt es auch keine Ver­schlechterung, sondern es hilft im Gegenteil, Verschlimmerungen zu vermeiden.

    Man darf das Saunabaden nicht mit Wärmeeinwirkungen anderer Art, die genannt werden, verwechseln, etwa Urlaub in heißen Ländern oder Thermalschwimmen. Witz und Wesen des Saunabades ist doch der Wechsel zwischen heiß und kalt, die kurze Zeit von wenigen Minuten in der Wärme, der sofort die Kaltwasseranwendungen folgen. Es trifft zwar zu, dass Wärme Blutgefäße erweitert (aber dies betrifft nur die Arterien), dass das Blut durch das Schwitzen etwas eingedickt wird (aber Flüssigkeit aus dem Zwischenzellgebiet füllt es schnell wieder auf). Und eine Thrombose, die in der Sauna noch nie beobachtet worden ist, wird sicher durch die nachgewiesene Zunahme von Stoffen verhindert, die dem entgegen­wirken.

    Zweckmäßiges Verhalten bei Wärme und Kälte sollte für Venenpatienten selbstverständ­lich sein. Liegen in der Sauna und nur die letzten ein bis zwei Minuten aufrecht sitzen, be­vor man hinausgeht, wird von allen Fachleuten empfohlen. Nach ruhigem Hinabsteigen und  Hinausgehen ohne stehen zu bleiben, wird der Kaltwasserguss auf die betroffenen Beine empfohlen. Auch das Einsteigen in ein kaltes Becken fördert eine Tonisierung der Venen. Die Kaltwasseranwendungen werden in der „Abkühlphase“ (im Allgemeinen etwas länger als die „Aufheizphase“ in der Sauna) mehrmals wiederholt, bis die Empfindung einen wieder ausgeglichenen Wärmezustand erkennen lässt.

    Die nach jeder Kaltwasseranwendung empfohlenen Fußwärmbäder, bei denen lediglich die Füße maximal bis zu den Knöcheln in gut warmes Wasser gestellt werden, haben den Zweck, die arterielle Gefäßverengung durch die Kältereize schnell wieder aufzuheben, um den Wärmetransport von innen an die Haut zu beschleunigen. Der Vorgang verläuft auf dem Nervenwege und wird als „Reflex“ bezeichnet. Auch Venenpatienten sollten auf die Maßnahme nicht verzichten.

    Dr. Werner Fritzsche, Bielefeld
    ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Sauna-Bundes e.V. von 1960 - 1991

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